Ein 22-jähriger Mann steht vor dem Bezirksgericht in Siders VS. Er ist einer von zwei Hauptangeklagten aus einem Drogenring. Bei dessen Zerschlagung hat die Walliser Kantonspolizei rund 30 Personen festgenommen, darunter auch Minderjährige.
Der Fall, der im Februar 2025 publik wurde, sorgte für Aufsehen. Insbesondere, weil die Kantonspolizei von Zuständen wie in französischen Vororten sprach. Von einer Bande, die hierarchisch streng organisiert sei. Und von Minderjährigen, die gezielt eingesetzt wurden, da sie strafrechtlich weniger belangt werden können.
Laut Anklage war die Siedlung Aldrin in Siders VS Dreh- und Angelpunkt des Drogenrings. Von dort aus habe der Angeklagte zusammen mit einem anderen Mann den Verkauf von Haschisch und Kokain organisiert. Und zwar, indem sie Minderjährige unter Druck gesetzt hätten, damit diese die Drogen verkaufen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 22-Jährigen unter anderem Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Erpressung und Nötigung vor.
Vor dem Bezirksgericht in Siders bestreitet der mutmassliche Drogendealer die Anklagepunkte, insbesondere Erpressung und Nötigung. Ausserdem gibt er an, weniger Drogen verkauft zu haben als von der Polizei angegeben – 250 anstelle von 540 Kilogramm Haschisch innert dreier Jahre.
Landesverweis versus sofortige Freilassung
«Er hat das Mittelwallis in diesen drei Jahren quasi überflutet mit Haschisch», hält der Staatsanwalt in seinem Plädoyer dagegen. Er habe keine Ausbildung, keinen Job. Wenn er aus dem Gefängnis komme, werde er weiterhin mit Drogen handeln.
Der Angeklagte habe immer wieder Sozialhilfe bezogen und sei in keiner Weise in der Schweiz sozialisiert. «Er hatte eine Rolex im Wert von 12'000 Franken, konnte aber die Wohnungsmiete nicht bezahlen», so der Staatsanwalt. Er fordert vier Jahre Gefängnis für den 22-Jährigen, und einen Landesverweis von sieben Jahren.
Der Verteidiger hingegen fordert die sofortige Freilassung seines Mandanten: Die 20 Monate, die er mittlerweile in Untersuchungshaft ist, seien mehr als genug. «Der Fall wurde medialisiert. Er ist nicht der Mann, den die Polizei und die Medien beschreiben.»
Die Verteidigung fordert vom Gericht «eine letzte Chance» für den Angeklagten. Er habe aufgehört zu dealen, bevor er verhaftet worden sei, und ein psychiatrisches Gutachten zeige, dass sich der junge Mann ändern möchte. Er habe den Willen, zu arbeiten und eine Ausbildung zu machen.
Er sitzt ruhig da, räuspert sich aber häufig. Und ab und zu knackst er mit dem Genick, wie ich es auch schon bei Boxern gesehen habe.
Auf die SRF-Walliskorrespondentin Ruth Seeholzer, die den Prozess verfolgt, wirkt der Angeklagte ruhig, aber angespannt: «Er sitzt ruhig da, räuspert sich aber häufig. Und ab und zu knackst er mit dem Genick, wie ich es auch schon bei Boxern gesehen habe.» Allgemein antworte der junge Mann sehr höflich, sage Danke und Bitte.
Das Urteil des Bezirksgerichts Siders steht noch aus, es wird schriftlich zugestellt, wie das Gericht heute nach der Verhandlung verlauten liess.