In den nächsten Jahren steht der öffentliche Verkehr in der Schweiz vor einem grossen personellen Umbruch. Bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) wird bis 2030 etwa ein Drittel der Belegschaft in Pension gehen – das sind rund 200 Mitarbeitende.
«Eine solche Situation hat es noch nie gegeben», sagt BVB-Sprecher Matthias Steiger gegenüber Radio SRF. «Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension. Das stellt uns vor grosse Herausforderungen.» Betroffen sind alle Bereiche, vom Fahrdienst über technische Berufe bis zur Verwaltung.
Eine solche Situation hat es noch nie gegeben. Das stellt uns vor grosse Herausforderungen.
Die BVB reagieren mit einer breit angelegten Kampagne, um neue Zielgruppen anzusprechen. Ähnlich angespannt ist die Lage bei der Baselland Transport AG (BLT) , wo rund 15 Prozent des Fahrpersonals in den kommenden Jahren in Rente geht.
Auch in Luzern rechnen die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) mit einer grossen Pensionierungswelle - konkret stehe ein Viertel der Belegschaft kurz vor der Rente. Deshalb arbeiteten viele Chauffeusen und Chauffeure auch nach dem Erreichen des Rentenalters weiter: «Frührentnerinnen und Frührentner stehen Mitarbeitenden gegenüber, die auch über das Rentenalter hinaus in Teilzeit weiterarbeiten», sagt VBL-Sprecher Marc Schwegler.
Die Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge stellt auch die SBB vor grosse Herausforderungen.
Bei den SBB erreichen bis 2035 rund 8000 Mitarbeitende das ordentliche Pensionierungsalter – fast ein Viertel der Belegschaft. «Die Pensionierung der Babyboomer-Jahrgänge stelle auch die SBB vor grosse Herausforderungen», erklärt Mediensprecherin Carmen Hefti.
Die Innerschweizer Zentralbahn (zb) sieht im Generationenwechsel nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. Rund 30 Prozent der Belegschaft sind über 55 Jahre alt. «Wir wissen, dass in den kommenden Jahren wertvolle Erfahrung in Pension geht», sagt Kommunikationsleiter Thomas Keiser. «Aber wir wollen den Übergang gemeinsam gestalten – mit einem Miteinander von Erfahrung und frischem Elan.»
Neue Ausbildungsprogramme
Die Zentralbahn und kleinere Betriebe wie der Busbetrieb Olten Gösgen Gäu (OGG) setzen auf eigene Ausbildungsprogramme und flexible Arbeitszeitmodelle, um der bevorstehenden Pensionierungswelle zu begegnen. «Glücklicherweise möchten einige Fahrdienstmitarbeitende sogar über das Rentenalter hinaus weiterarbeiten», sagt Direktor Roman Fischer. Gleichzeitig fordert er eine Reform der Grundbildung für Busfahrer, da das Mindestalter von 21 Jahren den Berufseinstieg erschwert.
In St. Gallen steigen die Bewerbungszahlen, in Zürich sind die Ausbildungsklassen bis 2026 bereits voll. Mit dem Modell «FLEXA» können Pensionierte weiterhin in reduziertem Pensum arbeiten – ein wichtiger Faktor, der aktuell dabei helfe, Engpässe zu vermeiden.
Trotzdem ist die Situation angespannt: Die Branche stützt sich stark darauf, dass Pensionierte weiterarbeiten. Ohne diese Reserve und mit dem bestehenden Fachkräftemangel bleibt unklar, ob die bevorstehenden Personallücken langfristig geschlossen werden können.