Verteidigungsminister Martin Pfister hat aus der Armee-Aufklärungsdrohne eine «Drohne light» gemacht: Dank eines Anti-Kollisions-Systems hätte die Drohne automatisch Hindernissen wie Kleinflugzeuge oder Gleitschirme erkennen und ihnen auszuweichen sollen.
Der Entscheid ist für uns ein Rückschlag.
Zuständig für diese Schweizer Eigenentwicklung war der staatliche Rüstungskonzern Ruag. Nur: Das System hat nie richtig funktioniert – deshalb zieht Pfister die Reissleine.
«Der Entscheid ist für uns zweifellos ein Rückschlag», schreibt Sprecherin Kirsten Hammerich. Es ist auch ein teurer Rückschlag: Laut dem Bundesamt für Rüstung hat der Bund einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag in das gescheiterte System investiert.
Bund verzichtet auf Entschädigung
Dafür haften muss die Ruag allerdings nicht: Für andere gescheiterte Funktionen der Drohne will der Bund bei der israelischen Haupt-Lieferantin Entschädigungen verlangen – nicht aber beim eigenen Staatskonzern: «Wir werden die Zahlungen stoppen, verzichten aber auf Kompensationen, weil es sich um einen bundeseigenen Betrieb handelt», sagt Rüstungschef Urs Loher.
Die Ruag ist nicht auf Rosen gebettet. Es sind keine einfachen Zeiten für sie.
Finanziell also kann sich die Ruag schadlos halten – dem ohnehin angeschlagenen Image des Rüstungskonzerns aber schadet der Misserfolg zusätzlich. «Die Ruag ist nicht auf Rosen gebettet», sagt Sicherheitspolitiker und SVP-Ständerat Werner Salzmann: «Sie ist angewiesen auf solche Aufträge, es sind keine einfachen Zeiten für die Ruag.» Bereits die letzte Eigenentwicklung für die Schweizer Armee war pannenreich: Beim Mörsersystem «Cobra», zu dem die Ruag massgeblich beitrug, kam es zu technischen Problemen und jahrelangen Verzögerungen.
Ruag sucht internationale Partnerschaft
Wie geht es weiter bei der Ruag? «Wir überprüfen derzeit intern, welche Rolle das Unternehmen im Bereich der Drohnen-Technologie künftig einnehmen soll», schreibt Konzernsprecherin Hammerich. Die Ruag habe in den letzten Jahren bei der Entwicklung des Anti-Kollision-Systems «weltweit führendes Know-how» aufbauen können. Nun prüfe man strategische Partnerschaften mit zusätzlichen Ländern und Herstellern anderer Drohnentypen. Im Zentrum dürfte ein europäisches Konsortium unter anderem aus Saab, Thales, Hensoldt, Safran und Leonardo sein – dieses arbeitet an einem europäischen Anti-Kollisions-System.
Ruag-Vertreterin Kirsten Hammerich gibt keine näheren Informationen zu einer möglichen Partnerschaft preis – nur so viel: «Das Interesse ist vorhanden und nach ersten Erkenntnissen lässt sich das Geschäft voraussichtlich wirtschaftlich profitabel gestalten.»
Mit Europa zusammenarbeiten, statt sich mit Eigenentwicklungen zu überfordern: Dieser Kurs geniesst politischen Support. SP-Sicherheitspolitikerin und Nationalrätin Priska Seiler Graf begrüsst jegliche europäische Zusammenarbeit und auch FDP-Ständerat Josef Dittli sagt: «Die Ruag soll ihre Erkenntnisse und ihr Know-how ins europäische Projekt integrieren.» So lasse sich wenigstens noch etwas vom Schaden abwenden.