Sandro Kohler ist Goalie beim 2. Liga-Verein SV Meiringen. Gestern erhielt er einen Anruf des kantonsärztlichen Dienstes Bern mit einer klaren Anweisung. Er müsse sich unverzüglich in Quarantäne begeben. Der Grund: Kohler hatte vergangenen Donnerstag eine Halbzeit gegen den FC Bethlehem Bern gespielt. Dort wurde nachträglich ein Spieler positiv auf Corona getestet. Bilanz dieser Begegnung: 30 Spieler und 4 Trainer befinden sich in Quarantäne.
Arbeit hat Vorrang
Gemeinsam mit Sandro Kohler bleiben nun auch seine Frau und seine drei Kinder im Vorschulalter zu Hause. Vor allem aber bleibt seine Arbeit als stellvertretender Geschäftsführer einer Baufirma mit 40 Angestellten liegen. «Ein zweites Mal können wir uns das nicht leisten», sagt Kohler gegenüber SRF und zieht persönlich die Konsequenzen: keine weiteren Meisterschaftspiele mehr.
Trainer Toni Secchi versteht diesen Entscheid. Auch er sagt: «Wenn das noch einmal passiert, kann ich das Traineramt nicht mehr ausüben, meine Arbeit hat Vorrang.» Secchi geht davon aus, dass auch andere Spieler des Vereins von ihren Arbeitgebern angehalten werden, sich gut zu überlegen, ob sie weiterspielen wollen. Alle sind sie Amateure, mit Fussball verdient in den unteren Ligen niemand Geld.
Meisterschaft ist gefährdet
Gemäss dem kantonsärztlichen Dienst Bern sind derzeit fünf Vereine im Kanton von Quarantäne-Massnahmen betroffen. Insgesamt waren es aber schon zehn, schätzt Marco Prack, Geschäftsführer des Fussballverbandes Bern/Jura. Er schliesst nicht aus, dass die Meisterschaft abgebrochen werden muss. Diese Entscheidung obliegt allerdings dem Schweizerischen Fussballverband. Nächsten Sonntag wollen die Präsidenten der Regionalverbände bei einem Treffen die Regeln festlegen, wie bereits ausgeführte Spiele bei einem allfälligen Saisonabbruch gewertet werden sollen.
Unterschiedliche Quarantäne-Regeln
Coronafälle im Amateur-Fussball gibt es in mehreren Kantonen. Nur ist die Handhabung seitens der Behörden nicht überall gleich. Auch beim SC Schwyz befinden sich momentan Spieler in Quarantäne. Im Gegensatz zum Spiel Bethlehem-Meiringen musste in Schwyz die gegnerische Mannschaft aber nicht in Quarantäne, obwohl der positiv getestete Spieler bei diesem Spiel auf dem Rasen stand.