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Ecopop-Initiative Die lange Tradition der rechten Ökologen

Landschaftsschutz, Umweltschutz, Ökologie: Die meisten ordnen diese Themen der Linken zu. Dabei gibt es auch Ökologen von rechts. Zurzeit macht etwa der Verein Ecopop mit seiner Initiative für eine rigide Beschränkung der Zuwanderung von sich reden. Aber die Ökologen von rechts haben Tradition.

Die Städte wachsen, die ursprünglichen Landschaften verschwinden – retten wir wenigstens einen Teil unserer Alpenlandschaft. So tönte es vor 100 Jahren, bei der Gründung des Schweizer Nationalparks. Eingesetzt hätten sich damals bürgerliche Kreise, sagt Christian Pfister, emeritierter Professor für Umweltgeschichte aus Bern.

Plakat für die Ecopop-Initiative, über die im November abgestimmt wird.
Legende: «Wie viele Menschen erträgt die Erde?»: Plakat für die Ecopop-Initiative, über die im November abgestimmt wird. Keystone

Die Linke habe immer auf neue Technologien gesetzt für den Fortschritt, so Pfister. Diese linke Technikgläubigkeit dauerte relativ lange. Noch um 1970 beispielsweise war geplant, quer durch die Berner Altstadt eine Autobahn zu bauen. «Die Sozialdemokratie stand hinter dieser vierspurigen Strasse», sagt Pfister. Liberale Kreise stoppten das Vorhaben.

Wandel in den Siebzigern

Erst mit der Anti-AKW-Bewegung in den siebziger Jahren wechselte der Umweltschutzgedanke quasi das politische Lager. Ecopop, der Verein, der die Zuwanderung mit seiner Initiative noch stärker beschränken will, hat seine Wurzeln in dieser Zeit.

Damals gab es die Grüne Partei noch nicht, aber zahlreiche kleinere grüne Bewegungen von Rot-Grün bis Braun-Grün. Grün und braun war zum Beispiel Valentin Oehen, der Nationalrat der Nationalen Aktion. Er war neun Jahre Vizepräsident der Vorgänger-Organisation von Ecopop.

Das will nichts heissen, sagt Benno Büeler, heute Präsident des Ecopop-Initiativkomitees. «Ecopop ist in keiner Weise fremdenfeindlich», sagt er. «Herr Oehen war, als er in den siebziger Jahren bei Ecopop dabei war, Mitglied des Jungen Bern, einer Vorläufer-Organisation der Grünen Partei in Bern. Er ist also nicht rechts gewesen.»

Dem widerspricht Lara Bär, die derzeit im Archiv für Zeitgeschichte in Zürich die Ecopop-Akten archiviert. Valentin Oehen war damals schon prominenter Mitstreiter von James Schwarzenbach in der Nationalen Aktion für Volk und Heimat. Sie kämpften gegen die «Überfremdung» und das «Zubetonieren der Schweiz».

Trotz Vize-Präsident Oehen sei Ecopop aber nicht einfach in die braungrüne Ecke zu stellen, sagt Bär. «Es war von Anfang an wirklich eine sehr heterogene Bewegung.» Auffallend viele Hochschulprofessoren, ehemalige Chefbeamte, Parteigänger von rechts und links sind dabei. Auch SP-Frauenrechtlerinnen hätten eine wichtige Rolle gespielt, sagt Bär. «Aus den Akten geht hervor, dass man immer wieder versucht hat, sich nicht nur in diese rechte Ecke drängen zu lassen.»

Grüner Widerstand gegen Ecopop

Die Grüne Partei aber versucht derzeit genau dies. Joseph Lang, der Vize-Präsident, bezeichnet die Ecopop-Initiative als ausländerfeindlich. Umweltpolitik dürfe man nicht mit Bevölkerungspolitik vermischen.

Figuren wie Andreas Thommen, der ehemalige Präsident der Grünen Aargau, der jetzt an vorderster Front für Ecopop wirbt, seien bei den Grünen mit der Lupe zu suchen, sagt Lang. Denn die Grünen seien nicht fremdenfeindlich. «Und deshalb sind nur ganz, ganz wenige Grüne für Ecopop zu haben – das zeigen unsere Delegiertenversammlungen. Herr Thommen war auf verlorenem Posten», so Lang.

Ein Buch über die rechten Ökologen

Der Fraktionschef der Grünen, Balthasar Glättli, schreibt zur Abgrenzung derzeit ein Buch über die Ökologen von rechts. Die Ecopop-Vereinsmitglieder bezeichnet er bereits im Titel als «Die unheimlichen Ökologen».

Benno Büeler von Ecopop giftelt zurück. «Die wirklich unheimlichen Ökologen sitzen heute in der Grünen Partei.» Dort predige man, dass mit Konsumverzicht die Probleme zu lösen seien, dabei sei dieses Konzept längst gescheitert, sagt Büeler. Nur indem man die Zahl der Menschen in der Schweiz und weltweit nicht weiter ansteigen lasse, nur so lasse sich die Umwelt langfristig retten.

Rechts-grün gegen links-grün also. Wer beim Volk eine Mehrheit findet, zeigt sich Ende November. Dann wird über die Ecopop-Initiative abgestimmt.

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