Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ESAF lockte im letzten Sommer 400'000 Gäste nach Pratteln ins Baselbiet. Unter dem Strich blieb damals den Organisatoren aber ein Defizit von 3.8 Millionen Franken. Diese Zahl nennt das Organisationskomitee (OK) heute in einer Medienmitteilung erstmals.
Bis Mitte März 2023 will das OK eine ausgeglichene Schlussabrechnung erzielen. Inzwischen lägen Zusagen für 3.3 Millionen Franken vor. Damit fehlten noch 500'000 Franken. Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft beantragt dem Landrat, eine entsprechende Ausgabe aus dem Staatshaushalt zu bewilligen.
Eine Regierungsvorlage dazu geht nun ans Kantonsparlament. Die Gesamtsumme der kantonalen Ausgaben würde sich auf knapp 1.1 Millionen Franken erhöhen. Eine formelle Defizitgarantie hat das ESAF nicht vom Baselbiet. OK-Präsident des ESAF Pratteln ist Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber - er sei bei der Regierungsberatung in den Ausstand getreten.
Von wem die 3.3 Millionen eingeschossen werden, legt das OK nicht offen. Man habe zahlreiche Gespräche und Verhandlungen mit Partnern, Lieferanten, dem ESV und mit Privatpersonen geführt, die mit dem Schwingsport verbunden seien.
Einnahmen stark überschätzt
OK-Präsident Thomas Weber lässt sich so zitieren: «Die meisten der am ESAF involvierten Partner, allen voran die regionalen Partner und Privatpersonen, wollen unter der Bedingung einer möglichst breit abgestützten fairen Lösung dazu beitragen, dass das OK eine ausgeglichene Schlussabrechnung erreichen und seinen verbleibenden Verpflichtungen nachkommen kann».
Ursache für das Defizit des ESAF in Pratteln waren höhere Kosten bei der Erschliessung des Geländes und für die Sicherheit sowie Mindereinnahmen bei den VIP-Tickets und Supporter-Einnahmen. Alleine letztere lagen eine Million unter den Erwartungen, die aus früheren «Eidgenössischen» abgeleitet worden waren. Unter Budget lagen auch die Gruppenunterkünfte, das Openair-Konzert und die Gastronomie auf dem Festgelände, wie der am Mittwoch publizierten Vorlage an den Baselbieter Landrat zu entnehmen ist.
Gut zwei Jahre vor dem ESAF Pratteln hatte das OK anhand der ersten aussagekräftigen Kostenbasis einen Aufwandüberschuss von gut 2,5 Millionen Franken errechnet, dies bei einem Budget von gegen 40 Millionen. Darauf wurde gespart, bis die Lücke im April 2022 – ein Vierteljahr vor der Eröffnung – noch eine halbe Million betrug. Private Zusagen liessen dann das OK von einer ausgeglichenen Rechnung ausgehen.
Das grundsätzlich kostengünstige Milizsystem stösst bei derart grossen und komplexen Veranstaltungen an seine Grenzen.
Der Zwischenstand der Schlussabrechnung offenbarte im November 2022 diverse Fehleinschätzungen. Diese räumen die Verantwortlichen in der Landratsvorlage nun ein: «Dem Präsidialausschuss ist klar, dass ihm die Grössenordnung der Abweichung zwischen Aufwand und Ertrag trotz der Dynamik der Umsetzungsarbeiten und trotz des Milizcharakters des OK bereits Anfang August 2022 grossmehrheitlich hätte bekannt sein müssen.»
Fazit: «Es zeigt sich, dass das grundsätzlich kostengünstige Milizsystem bei derart grossen und komplexen Veranstaltungen an seine Grenzen stösst.» Diese schmerzhafte Erkenntnis aus dem Baselbiet dürfte insbesondere das OK des ESAF 2025 im Glarnerland interessieren.