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Ein- und Aussteigen SBB meldet rund 25 Unfälle mit Zugtüren pro Jahr

2019 verstarb ein SBB-Mitarbeiter wegen einer defekten Türe. Das Unternehmen reagierte mit Anpassungen. Doch neueste Zahlen von K-Tipp zeigen: Es kommt weiterhin zu Unfällen.

Im August 2019 fertigte im Bahnhof Baden ein 54-jähriger SBB-Mitarbeiter gerade einen Zug des Typs EW IV ab, als er in einer Zugtüre eingeklemmt und vom rollenden Gefährt mitgeschleift wurde. Der Zugführer kam beim Unfall ums Leben.

Später stellte sich heraus, dass der Klemmschutz nicht funktioniert hatte. Statt einen Widerstand zu erkennen, blieb die Tür geschlossen. Ausserdem zeigten die Systeme dem Lokführer fälschlicherweise an, dass sämtliche Türen geschlossen seien.

Der tragische Vorfall löste eine Debatte über die Sicherheit von hiesigen Zügen aus. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) forderte die SBB nach einem Bericht zum Vorfall der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) dazu auf, bei den betroffenen Zugmodellen Anpassungen vorzunehmen – ein Prozess, der noch andauert. Das Unternehmen versicherte daraufhin, seine internen Abläufe in der Wartung anzupassen.

Genaues Ausmass bleibt unklar

Wie gefährlich also sind die Zugtüren? Die Zahlen zeigen: Auch nach dem Sommer 2019 ist es zu weiteren Unfällen mit defekten Türen gekommen. Bereits im Sommer 2020 berichtete Radio SRF von weiteren 36 Fällen. Und gemäss neuesten Recherchen des K-Tipps dauert die Serie weiter an.

Das Konsumentenmagazin hat für den Zeitraum von 2019 bis November 2022 insgesamt 326 Unfälle beim Ein- und Aussteigen in Züge der SBB gezählt. Die Zahlen basieren auf Meldungen, die die Bundesbahnen dem BAV vorlegen müssen. 75 Fällen standen – wie in Baden – im Zusammenhang mit defekten Türen.

Die genauen Umstände der Vorfälle werden aus den vom K-Tipp recherchierten und SRF vorliegenden Zahlen in der BAV-Unfallstatistik nicht ersichtlich. Sie sind einzig mit dem Vermerk «Technischer Defekt Reisezugwagen bzw. Lok oder Triebwagen -Tür/Türsteuerung» versehen.

Ein Zug des Modells EW IV (Bild: 2008)
Legende: Ein Zug des Modells EW IV (Bild: 2008) KEYSTONE/Gaetan Bally

In sämtlichen der 326 Unfälle mussten sich die betroffenen Personen anschliessend in ärztliche Behandlung begeben. In den allermeisten Fällen bleibt es bei leichten Verletzungen wie Schürfungen oder Prellungen. In der Unfalldatenbank des Bundes werden vier Schwerverletzte sowie der Verstorbene von Baden aufgeführt.

Appell an die Reisenden: Vorsicht walten lassen!

Ebenfalls nicht klar wird, welche Zugtypen betroffen sind. Ursprünglich hätte das pneumatische Einklemmschutzsystem bei sämtlichen Wagen des Typs EW IV (und verwandten Arten) bis zu diesem Jahr ausgetauscht werden sollen. Doch bislang ist das nur bei etwa zehn Prozent des betreffenden Rollmaterials geschehen.

Gemäss Michael Müller, Mediensprecher beim BAV, sind vor allem Verzögerungen bei der Lieferung von Einzelteilen sowie terminliche Herausforderungen für die Verzögerung verantwortlich. «So eine Umrüstung braucht ihre Zeit. Die SBB weiss, dass sie vorwärts machen muss, und sie tut das auch.» Bis zum Ende dieses Jahres soll es so weit sein.

Bei der SBB selbst, versichert man, dass das Reisen in den hiesigen Zügen weiterhin sicher ist. Die Anzahl der Unfälle sei in den grösseren Kontext zu setzen. «Jeden Tag befördern wir eine Million Menschen. Die Anzahl der Unfälle ist relativ klein», so Sabrina Schellenberg von der Medienstelle.

Oftmals sei es auch so, dass sich Fahrgäste fahrlässig verhielten, sagt Michael Müller vom BAV. Die SBB-Mediensprecherin betont deshalb: «Wir empfehlen den Reisenden, sich niemals zwischen schliessende Türen zu begeben.»

Tagesschau, 01.02.23, 19:30 Uhr ; 

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