Die Eisfläche dampft in der Morgensonne. Denise Biellmann gibt Anweisungen, zeigt die Abläufe vor, ermuntert und erklärt. Die 59-jährige Zürcherin steht auch mehr als 40 Jahre nach ihrem grössten Erfolg noch jeden Tag auf dem Eis. Biellmann trainiert den Eiskunstlauf-Nachwuchs auf der Dolder-Eisbahn am Zürichberg.
Hier hat sie als junges Mädchen selbst ihre Leidenschaft für den Sport entdeckt. «Mit drei Jahren habe ich auf diesem Eis meine ersten Schritte gemacht und einen grossen Teil meiner Kindheit verbracht», sagt Biellmann. Das Eis habe für sie bis heute eine magische Anziehungskraft. «Denise ohne Eis kann ich mir nicht vorstellen.»
Immer im Gepäck – eine Tube Mayonnaise
Denise Biellmanns Talent wurde schon früh entdeckt. Und auch ihre etwas besonderen Essgewohnheiten. Eine Zeit lang ass sie nur Rohkost, Kartoffeln oder Kalbfleischwurst. Auf jeder Reise ins Ausland hatte sie eine Tube Mayonnaise im Gepäck. Und drei Stunden vor gewissen Wettkämpfen musste sie einen bestimmten Kuchen essen. «Meine Mutter oder mein Partner rannten von Laden zu Laden und suchten diesen Kuchen», scherzt Denise Biellmann.
Offensichtlich hat sich dieser Effort gelohnt. Biellmann war die erste Frau der Welt, die einen dreifachen Lutz springen konnte. Bereits mit acht Jahren gewann sie in Belgien ihren ersten internationalen Wettkampf, mit elf Jahren wurde sie Schweizer Juniorenmeisterin und mit erst 14 Jahren gewann sie bei ihren ersten Europameisterschaften die Silbermedaille. Ihre grössten Erfolge feierte Biellmann aber 1981. Zuerst wurde sie in Innsbruck Europameisterin und etwas später in den USA Weltmeisterin.
Ihre Geschichte erzählt Denise Biellmann nun in einem Buch. Die Biografie sei eine Sammlung von Erlebnissen. Ihr Leben auf Papier zu bringen, sei sehr intensiv gewesen. Mit der Ghostwriterin Yvonne Eckert habe sie viele Gespräche geführt, Kapitel für Kapitel gelesen, korrigiert und ergänzt – während vier Monaten. Sogar in den Ferien habe sie am Buch gearbeitet, sagt Denise Biellmann.
Ihre Erlebnisse waren aber gut dokumentiert – dank Biellmanns Mutter. «Sie hat alle Zeitungsartikel über mich aufbewahrt. Da konnte ich die eine oder andere Geschichte noch einmal genau nachlesen.» Auf ihre bald 60 Lebensjahre und ihre beispiellose Karriere als Eiskunstläuferin schaut Biellmann stolz zurück. «Es ist ein Glück, dass mich meine Passion ausleben durfte.»