«Es war ein grosser Glücksfall für uns», sagt David Stoffel und lächelt. Stoffel lebt in Visperterminen, einem Walliser Dorf auf fast 1400 Meter. Er war einst Präsident in der Geschichte der örtlichen Konsumgesellschaft. Also dem Verein, der während einem Jahrhundert ein Lädeli mitten im Dorf betrieben hat.
Dank Corona im Aufschwung
Mit «Glücksfall» meint er das Angebot von Volg vor gut 12 Jahren, den Dorfladen zu übernehmen. «Damals hatten wir Probleme mit unserem Lieferanten und wir waren auf der Suche nach einem Verwalter», so Stoffel. Aber keiner wollte.
Bis ein paar Monate später ein Anruf kam: «Es war ein Vertreter von Volg. Sein Angebot konnten wir nicht ausschlagen.» Konsequenz: Das Überleben des Dorflädelis in Visperterminen war gesichert und Volg, der Detailhändler aus der Ostschweiz, eröffnete seinen ersten Laden in der Westschweiz.
Seither ist der Volg-Schriftzug immer mehr auch in der Westschweiz zu sehen. Der Detailhändler übernahm beispielsweise mehrere Dutzend darbende Pam- und Proxiläden. «Es gehört zu unserer Kernkompetenz, solche Läden zu betreiben», so Martin Jakob, Volg-Bereichsleiter in der Romandie. «Das Personal im Laden kennt die Kundinnen und Kunden persönlich. Das kommt an.» Mittlerweile betreibt Volg über 600 Filialen in der ganzen Schweiz – mit Ausnahme des Tessins.
Überlebenskampf für die Kleinen
«Gerade in der Pandemie haben die Menschen in der Schweiz ihre Dorflädeli schätzen gelernt», so Martin Jakob von Volg. Das bestätigt auch SRF-Wirtschaftsredaktorin Denise Joder: «Der Trend hält sogar an. Das zeigt zum Beispiel der Umsatz der Volg-Läden, der auch nach der Pandemie weiter gestiegen ist.»
Aber vom Trend profitieren nicht alle Dorflädeli gleich stark. Im Gegenteil: Viele kämpfen auch weiterhin ums Überleben. «Für die Kleinen wird es immer schwieriger, zu überleben», so Wirtschaftsredaktorin Denise Joder. Der Grund: Anders als die eigenständigen Lädeli profitieren die grossen Ketten vom Skaleneffekt. «Sie können in grossen Mengen einkaufen und profitieren darum von günstigen Einkaufsbedingungen.»
Volg gehört zu den grössten 500 Unternehmen der Schweiz und ist ein Tochterunternehmen der Agrargenossenschaft Fenaco. Zu dieser gehören auch die Landi-Läden und Agrola-Tankstellen. «Fenaco ist ein Koloss und geht im Schatten von Migros und Coop gerne mal vergessen. Es ist aber ein wichtiger Name im Schweizer Detailhandel.»
Ein Rundumversorger für Landwirte
Das Besondere an Fenaco: Das Unternehmen ist an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligt. «Fenaco ist eine Art Rundumversorger für die Landwirtinnen und Landwirte.» Auch Marken wie Ramseier, Elmer Citro, der Fleischverarbeiter Ernst Sutter oder der Futtermittelhersteller UFA gehören zu Fenaco.
«Das Unternehmen kann eigene Produkte und die Produkte von Landwirten in den Volg- und Landi-Läden verkaufen.» Das wiederum lockt Landwirtinnen und Landwirte in die Läden: «Weil bei Volg und Landi ihre Produkte verkauft werden, kaufen viele Bäuerinnen und Bauern dort ein.»
Zurück nach Visperterminen: Dort wissen die Menschen im Dorf «ihren» Laden zu schätzen. Viele kaufen regelmässig hier ein. «Es ist mir wichtig, das einheimische Gewerbe zu unterstützten», sagt ein junger Mann. «Es hat alles, was wir brauchen», meint eine ältere Kundin. Und ein älterer Herr ergänzt: «Die Ware ist frisch und ich spare mir Zeit, um nach Visp zu fahren.»