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Einkaufen ohne Kasse Neue Technik hilft Quartierläden

Kassenloses Einkaufen könnte schon bald Realität werden. Für Quartier- und Dorfläden tun sich neue Möglichkeiten auf.

Kaufen wir bald ein, ohne an der Kasse zu zahlen? Vielleicht sogar in einem Laden ganz ohne Personal? «Davon dürfen wir ausgehen, ja», sagt Marta Kwiatkowski, die am Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon bei Zürich zum Thema forscht. Es gebe sehr einfache Systeme, die bald in grösserem Ausmass anzutreffen seien. Die Forscherin rechnet zwar noch nicht mit dem ganz grossen Durchbruch 2020. Es dürften aber weitere Tests und Versuche von Händlern durchgeführt werden.

Drei Systeme kennt man heute:

Self-Scanning via App

Der Kunde lädt eine App vom Händler runter, registriert sich und hinterlegt die Kreditkartendaten. Von nun an läuft alles über diese App: Das Anmelden im Laden, zum Beispiel mit einem QR-Code beim Eingang, das Scannen der Produkte und das Bezahlen. Anders als beim Einkauf mit dem Handscanner muss der Kunde nicht mehr am Kassenautomat bezahlen, sondern der Betrag wird automatisch beim Verlassen des Ladens von der Kreditkarte abgebucht.

Dieses System gibt es in der Schweiz schon. Die Kiosk-Betreiberin Valora hat erste Tests mit der «Avec Box» durchgeführt. Es ist ein Geschäft, in dem Personal nur noch sporadisch da ist, um Regale aufzufüllen. Noch in diesem Winter soll im Zürcherischen Wetzikon die erste fixe «Avec Box» eröffnet werden.

Einkauf ohne Scannen der Produkte

Dieses System, das ebenfalls über eine App funktioniert, geht einen Schritt weiter: Der Kunde meldet sich im Laden an, füllt die Einkaufstasche und verlässt das Geschäft wieder. Die Produkte werden automatisch registriert, bezahlt wird automatisch mittels Kreditkarte.

Auch hier ist die Valora in den Startlöchern. Geplant ist ein Test mit einer «Kiosk Box» mit diesem System. Wann und wo dieser Test startet, ist noch unklar.

Biometrisches Zahlen

Mit biometrischen Daten kann ein Kunde eindeutig identifiziert werden. Am bekanntesten ist dabei die Gesichtserkennung. Der Kunde registriert sich einmalig über eine App. Beim Betreten eines Geschäfts wird der Kunde mittels Biometrie erkannt, dazu braucht es kein Smartphone mehr.

Chance für Quartierläden

Box aufklappen Box zuklappen

Getestet werden diese neuen Bezahltechnologien vor allem in den Agglomerationen. Laut Marta Kwiatkowski vom Gottlieb Duttweiler Institut könnte das Einkaufen ohne Kasse und ohne Personal besonders für kleiner Läden in Quartieren oder Dörfern eine Chance sein. So könne man ein breites und vor allem frisches Angebot im Idealfall rund um die Uhr zur Verfügung stellen. Ein Angebot, das es aktuell vergleichbar nur in Tankstellen- oder Bahnhofshops gibt.

Andere Möglichkeiten von biometrischem Zahlen sind Finger Scan oder Voice Recognition, also Stimmerkennung. Diese wird besonders beim Onlineshopping mit Sprachassistenten (Alexa oder Siri) genutzt.

Dieses System ist in Asien bereits verbreitet. In der Schweiz dürfte das in den nächsten Jahren aus Datenschutzgründen kaum kommen.

Grossverteiler bleiben zurückhaltend

Dass kassenloses Zahlen bereits 2020 im grossen Stil in der Schweiz eingeführt wird, ist nicht wahrscheinlich. Coop schreibt zwar, man habe schon eine entsprechende App im Einsatz. Eine komplette Ablösung der Handscanner sei aber nicht geplant. Migros testet aktuelle eine App sowie ein neuartiges Ladenkonzept. Lidl führt Tests im Ausland durch, und Aldi möchte vorläufig an den Kassen festhalten und verzichtet auf modernere Zahlsysteme.

Espresso, 06.02.2020, 08:13 Uhr

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