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Einsatz gegen Demonstranten «Gummigeschosse sollen weh tun, aber nicht verletzen»

Gummigeschosse gegen Demonstranten sind umstritten. Immer wieder gibt es Verletzte, wie auch bei den Demonstrationen der «Gilets Jaunes» in Frankreich. Markus Mohler war Kommandant der Basler Kantonspolizei. Er gibt Auskunft darüber, wie tauglich Gummigeschosse gegen Demonstranten sind.

Markus Mohler

Ehemaliger Polizeikommandant

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Markus Mohler war Kommandant der Basler Kantonspolizei. Er ist Experte für Strafrecht und war Lehrbeauftragter an den Universitäten Basel und St. Gallen.

SRF News: Was taugen Gummigeschosse?

Markus Mohler: Das Mittel der Gummigeschosse ist durchaus tauglich, um gewalttätige oder stark Gewalt androhende Massen zurückzudrängen oder von ihren Absichten abzuhalten.

Ist es das letzte Mittel, bevor ein Polizist die Schusswaffe zieht?

Es ist in erster Linie ein Mittel, um vom viel schwereren Schusswaffeneinsatz wegzukommen. Es soll weh tun, aber es soll nicht verletzen.

Die Gummigeschosse spicken im gleichen Winkel wieder in die Höhe, wie sie aufgetroffen sind.

Trotzdem kommt es immer wieder zu Verletzungen. Man hört es von Demonstrationen der «Gilets Jaunes» in Frankreich, aber auch von Demonstrationen in der Schweiz. Was ist da falsch gelaufen?

Vermutlich ist in diesen Fällen vor die Füsse der vordersten Reihe gezielt worden, so dass es Abpraller gegeben hat. Die Gummigeschosse spicken im gleichen Winkel wieder in die Höhe, wie sie aufgetroffen sind. Je nach Distanz zwischen dem Aufprall und der ersten Reihe können sie sogar auf Gesichtshöhe kommen. Das sollte vermieden werden.

Gibt es Mindestdistanzen?

Ja, in der Regel sind es 15 Meter. Andere haben 25 Meter. Das spielt an sich gar keine so grosse Rolle, wenn tatsächlich auf die Füsse der Vordersten – nicht vor deren Füsse – gezielt wird, damit diese Abpraller verhindert werden können.

Eine Demonstration ist oft auch ein regelrechtes Tohuwabohu. Hat man da überhaupt noch die Möglichkeit, diese Minimaldistanzen richtig einzuschätzen?

Ja. Es geht immer um die Beurteilung der konkreten Situation. Manchmal muss es sehr schnell gehen, aber eine Distanz abzuschätzen, das ist durchaus zumutbar und das wird in der Regel auch gut gemacht.

Gewisse Einheiten der französischen Polizei haben einen nicht allzu guten Ruf bezüglich Gewaltanwendung.

Wie gut sind die Schweizer Polizisten und Polizistinnen ausgebildet, wenn es um den Einsatz von Gummigeschossen geht?

Ich glaube, die Ausbildung ist sehr gut. Sie wird sowohl einzeln wie auch in der Gruppe durchgeführt, damit von vornherein Situationen simuliert werden, in denen es eben nicht mehr ruhig zugeht.

Die «Gilets Jaunes» in Frankreich sagen, die Polizei dort gehe sehr unzimperlich um mit Gummigeschossen. Können Sie das nachvollziehen?

Ja. Gewisse Einheiten der französischen Polizei haben einen nicht allzu guten Ruf bezüglich Gewaltanwendung.

Wären Wasserwerfer nicht weniger gefährlich?

Der Wasserwerfer ist in unseren Städten mit relativ engen Strassen und kleinen Plätzen nur selten wirklich geeignet. Es sind ja schwere Fahrzeuge, die Platz haben müssen, um zu manövrieren. Das ist nur sehr situativ möglich.

In Paris wären sie demnach eine Option?

Ja, wobei Wasser nicht immer wirksam ist. Im Sommer, wenn es heiss ist, wird es auch gerne als Abkühlung genommen. Im Winter kann es gefährlich werden, weil es wieder vereisen kann. Wasserwerfer haben einen zweifelhaften Ruf.

Das Gespräch führte Simon Leu.

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