Sie sind ein Fremdkörper im Stadtbild: Statt der gewohnten weiss-roten Busse fahren seit kurzem graue Busse durch Baden (AG). Dies führt bei Fahrgästen zu Verwirrung. Einige fragten sich, ob sie in diese Fahrzeuge, die wie Geisterbusse aussehen, überhaupt einsteigen sollen.
Mittlerweile prangt immerhin das Logo der regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen RVBW auf den Bussen. Trotzdem ist klar: Die grauen Fahrzeuge sollten nicht hier unterwegs sein. Der Grund für die «Geisterbusse» ist, dass die RVBW auf Elektrobusse warten.
Eigentlich sollten zehn Elektrobusse von Mercedes-Benz bereits in Baden im Einsatz sein. Doch die Lieferung der Busse verzögert sich. Erst einer der Elektrobusse ist eingetroffen, die anderen folgen Monate später als geplant. «Wir haben gemerkt, dass es Probleme geben könnte und wir zu wenige Fahrzeuge hätten. Das wollten wir verhindern», sagt RVBW-Direktor Stefan Kalt.
«Wir haben uns deshalb umgeschaut und Occasionsbusse gefunden», führt Kalt weiter aus. Es sind ausrangierte Gelenkbusse, die vorher im Kanton Luzern unterwegs waren. Und es sind keine Elektro-, sondern klassische Dieselbusse.
Busse fehlen auch anderswo
Baden ist nicht die einzige Schweizer Stadt, die auf Elektrobusse wartet. In Bern können zwei Linien vorerst nicht auf Elektrobusse umgestellt werden, weil die Busse noch fehlen. In Basel sind ebenfalls Dutzende Elektrobusse seit mehreren Monaten verspätet.
Die Lieferverzögerungen haben zum einen damit zu tun, dass aktuell sehr viele Elektrobusse bestellt werden. Andererseits gibt es nach wie vor Lieferprobleme für einzelne Teile bei den Bussen. «Es liegt nicht an den Fahrzeugen, sondern es liegt an Zubehörteilen», weiss der Direktor der Badener Verkehrsbetriebe, Stefan Kalt, von seinem Lieferanten Mercedes-Benz.
Die Situation ist noch längere Zeit fragil.
Dies bestätigt auch Hess, der einzige Schweizer Hersteller von Elektrobussen, mit Sitz und Werk in Bellach (SO). «Von den 6000 bis 8000 Einzelteilen in einem Bus muss nur ein Teil fehlen», erklärt Alex Naef, Geschäftsführer von Hess. «Das kann ein Türdrücker sein, ein Sitz, eine Batterie oder ein Chip. Dann kann das Fahrzeug nicht ausgeliefert werden.»
Wegen der Corona-Pandemie waren viele Lieferketten unterbrochen und bis heute gibt es Probleme. Hess hat reagiert und das Lager um einen Drittel aufgestockt. Trotzdem sagt Alex Naef: «Die Situation ist noch längere Zeit fragil. Die Nachfrage ist hoch. Darum muss man mit längeren Lieferfristen rechnen.»
Dass Elektrobusse nun kurzfristig durch Dieselbusse ersetzt werden müssen wie in Baden, sei keine Dauerlösung, versichert der Direktor der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen. «Wir setzen voll auf Elektrotechnologie. Wir müssen aber Lösungen finden, damit wir fahren können.»