- Die Voliere im St. Galler Stadtpark muss ihren Betrieb auf Ende 2025 einstellen, weil die Stadt unter anderem die Unterstützungsgelder kürzt.
- Jahrelange Querelen zwischen der Stadt und dem traditionsreichen Voliere-Verein sind der Schliessung vorausgegangen.
- Für die zukünftige Nutzung der denkmalgeschützten Voliere plant die Stadt eine Ausschreibung.
- Für alle rund 80 Vögel wurden in anderen Volieren der Schweiz neue Plätze gefunden.
Im St. Galler Stadtpark leben seit fast 150 Jahren Vögel und Enten in einer Voliere. Aktuell sind es über 80 Tiere. Ausserdem war die Voliere lange Zeit eine Pflegestation für verunfallte oder kranke Tiere.
Jetzt muss das Vogelhaus schliessen. Der Traditionsverein hat sich dieser Tage aufgelöst, weil die Stadt neue Bedingungen gestellt und Unterstützungsgelder gestrichen hat.
Voliere St. Gallen wird Geschichte
-
Bild 1 von 3. Bis Ende 2025 räumt die Voliere-Gesellschaft die Gehege und übergibt der Stadt St. Gallen die Schlüssel. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 3. Die Vögel finden neue Plätze in der Voliere Zug in der Zentralschweiz, in der Voliere Stein im Appenzellerland, im Tierwaisenhaus Oberglatt im Kanton Zürich und in der Nestweiher-Gesellschaft in der Stadt St. Gallen. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 3. Das Gebäude der Voliere ist denkmalgeschützt und gehört der Stadt St. Gallen. Es soll neu genutzt werden. Bildquelle: SRF.
Dieser Entscheid ist das Ergebnis jahrelanger Konflikte und erfolgloser Verhandlungen zwischen der Voliere-Gesellschaft und der Stadt. «Es haben natürlich finanzielle Gründe dazu geführt», sagt Christian Müller, Präsident der Voliere-Gesellschaft gegenüber SRF News. Die Stadt hat die jährlichen Unterstützungsgelder von mehreren Zehntausend Franken aus Spargründen gestrichen und sie wollte künftig auch die Unterhaltskosten – ebenfalls mehrere Zehntausend Franken – verrechnen.
Wir sind traurig.
Die Stadt hätte das denkmalgeschützte Gebäude für zwei Millionen Franken saniert. Dafür stellte sie einschneidende Bedingungen: Ein Teil der Aussengehege hätte aufgehoben und die Anzahl Tiere beschränkt werden müssen. Der Wert der Voliere sei für die Stadt gross, sagt der zuständige Stadtrat Markus Buschor, und weiter: «Wir wollen, dass die Voliere eine Zukunft hat.» In der heutigen Form sei der Betrieb allerdings nicht mehr gesetzeskonform.
Wir wollen, dass die Voliere eine Zukunft hat.
Das historische und denkmalgeschützte Gebäude der Voliere bleibt erhalten. Seine Zukunft ist aber noch offen. Die Stadt hat im Budget 2025 eine erste Investition für die Sanierung vorgesehen. Es soll eine Ausschreibung geben, so Stadtrat Buschor, bei der Interessierte Konzepte und Ideen für eine künftige Nutzung des Gebäudes einreichen können.
Für die Kiebitze, die Säbelschnäbler, die Enten oder Schwäne aus der Voliere gibt es jetzt in anderen Volieren der Schweiz ein neues Zuhause. Die meisten Vögel, darunter auch die empfindlichen Löffler, werden an die Voliere in Zug übergeben. Für die Verantwortlichen der Voliere St. Gallen ist das mit viel Herzschmerz verbunden. «Wir sind traurig, dass es mit der Stadt keine Lösung gab, um diesen Vogelpark in einer Form zu erhalten», sagt der 79-jährige Christian Müller, der zusammen mit seiner kürzlich verstorbenen Frau Dora in den vergangenen Jahrzehnten 14'000 Vögel gerettet hat. Weit über 80 Prozent dieser Vögel hätten sie wieder in die Freiheit entlassen können.