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Ende einer Ära Gelder gestrichen: Voliere St. Gallen muss schliessen

  • Die Voliere im St. Galler Stadtpark muss ihren Betrieb auf Ende 2025 einstellen, weil die Stadt unter anderem die Unterstützungsgelder kürzt.
  • Jahrelange Querelen zwischen der Stadt und dem traditionsreichen Voliere-Verein sind der Schliessung vorausgegangen.
  • Für die zukünftige Nutzung der denkmalgeschützten Voliere plant die Stadt eine Ausschreibung.
  • Für alle rund 80 Vögel wurden in anderen Volieren der Schweiz neue Plätze gefunden.

Im St. Galler Stadtpark leben seit fast 150 Jahren Vögel und Enten in einer Voliere. Aktuell sind es über 80 Tiere. Ausserdem war die Voliere lange Zeit eine Pflegestation für verunfallte oder kranke Tiere.

Jetzt muss das Vogelhaus schliessen. Der Traditionsverein hat sich dieser Tage aufgelöst, weil die Stadt neue Bedingungen gestellt und Unterstützungsgelder gestrichen hat.

Voliere St. Gallen wird Geschichte

Dieser Entscheid ist das Ergebnis jahrelanger Konflikte und erfolgloser Verhandlungen zwischen der Voliere-Gesellschaft und der Stadt. «Es haben natürlich finanzielle Gründe dazu geführt», sagt Christian Müller, Präsident der Voliere-Gesellschaft gegenüber SRF News. Die Stadt hat die jährlichen Unterstützungsgelder von mehreren Zehntausend Franken aus Spargründen gestrichen und sie wollte künftig auch die Unterhaltskosten – ebenfalls mehrere Zehntausend Franken – verrechnen.

Wir sind traurig.
Autor: Christian Müller Präsident Voliere-Gesellschaft St. Gallen

Die Stadt hätte das denkmalgeschützte Gebäude für zwei Millionen Franken saniert. Dafür stellte sie einschneidende Bedingungen: Ein Teil der Aussengehege hätte aufgehoben und die Anzahl Tiere beschränkt werden müssen. Der Wert der Voliere sei für die Stadt gross, sagt der zuständige Stadtrat Markus Buschor, und weiter: «Wir wollen, dass die Voliere eine Zukunft hat.» In der heutigen Form sei der Betrieb allerdings nicht mehr gesetzeskonform.

Wir wollen, dass die Voliere eine Zukunft hat.
Autor: Markus Buschor St. Galler Stadtrat und Leiter der Direktion Planung und Bau

Das historische und denkmalgeschützte Gebäude der Voliere bleibt erhalten. Seine Zukunft ist aber noch offen. Die Stadt hat im Budget 2025 eine erste Investition für die Sanierung vorgesehen. Es soll eine Ausschreibung geben, so Stadtrat Buschor, bei der Interessierte Konzepte und Ideen für eine künftige Nutzung des Gebäudes einreichen können.

146 Jahre Vogelheim

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Die Voliere St. Gallen wurde 1879 gegründet und war fast 150 Jahre lang ein geschätzter Ort für Vogelhaltung und -pflege mitten im Stadtpark. Bereits 1892 entstand für 14'000 Franken eine erste achteckige Voliere, die 1938 im Rahmen einer Gartenbauausstellung durch die heutige Anlage ersetzt wurde. Zuletzt beherbergte sie rund 80 Vögel aus etwa 30 Arten, darunter Löffler, Enten und Schwäne. Über Jahrzehnte engagierte sich die Voliere-Gesellschaft auch in der Pflege verletzter Wildvögel. Mit rund 900 Mitgliedern beschloss sie in diesen Tagen an ihrer Hauptversammlung das Ende einer langen Tradition. Der Verein wird Ende dieses Jahres aufgelöst.

Für die Kiebitze, die Säbelschnäbler, die Enten oder Schwäne aus der Voliere gibt es jetzt in anderen Volieren der Schweiz ein neues Zuhause. Die meisten Vögel, darunter auch die empfindlichen Löffler, werden an die Voliere in Zug übergeben. Für die Verantwortlichen der Voliere St. Gallen ist das mit viel Herzschmerz verbunden. «Wir sind traurig, dass es mit der Stadt keine Lösung gab, um diesen Vogelpark in einer Form zu erhalten», sagt der 79-jährige Christian Müller, der zusammen mit seiner kürzlich verstorbenen Frau Dora in den vergangenen Jahrzehnten 14'000 Vögel gerettet hat. Weit über 80 Prozent dieser Vögel hätten sie wieder in die Freiheit entlassen können.

Schweiz Aktuell, 7.7.2025, 19 Uhr ; 

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