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Hohe Strompreise bringen Firmen in Bedrängnis
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 06.09.2022. Bild: SRF/Sonja Mühlemann
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Energiekrise So heftig trifft die Strompreis-Explosion Schweizer Firmen

Von der ARA bis zur Sägerei: Die Energiekrise trifft vor allem Unternehmen, die viel Strom brauchen. Die Sorgen wachsen.

In Europa herrscht derzeit «Stromkrieg». Dementsprechend spielen die Preise an den Strombörsen verrückt. Das trifft all die grösseren Firmen, die sich auf dem freien Strommarkt eindecken. Und jahrelang von günstigen Preisen profitieren konnten. Aber auch öffentliche Dienstleister wie die ARA Thunersee, welche das Abwasser von 37 Gemeinden und über 120'000 Menschen in der Region Thun/Berner Oberland reinigt.

ARA zahlt sechsmal mehr für Strom

90 statt 15 Rappen pro Kilowattstunde: Satte 600 Prozent mehr muss das Unternehmen künftig für den Strom bezahlen: «Wir sind in der unglücklichen Lage, dass unser alter Stromliefervertrag gerade jetzt abgelaufen ist und wir nun auf dem freien Markt einkaufen müssen», sagt Stephan Oberli, Betriebsleiter ARA Thunersee.

ARA Thunersee
Legende: Wegen der Strompreis-Explosion schiessen die Betriebskosten der ARA Thunersee in die Höhe. ZVG/ARA Thunersee

Darum schiessen die Kosten für die ARA Thunersee in die Höhe: Das Unternehmen muss 2023 für Strom 3.7 Millionen Franken mehr ausgeben als heuer, die Nettobetriebskosten steigen so von knapp fünf auf wohl knapp 9 Millionen Franken.

Das trifft auch die Gemeinden, die ihr Abwasser bei der ARA Thunersee reinigen lassen. «Wir dürfen keine Reserven anhäufen und müssen die höheren Kosten bei den Gemeinden einfordern», erklärt Oberli.

Die Gemeinde Wimmis beispielsweise muss nun 30 Franken pro Einwohnerin und Einwohner zusätzlich für Abwassergebühren bezahlen. Die Leute spüren den Preisschub bei der ARA Thunersee aber noch nicht direkt, da die Gemeinde Wimmis den Preisaufschlag noch aus den Reserven decken kann.

Grossägerei gerät in Bedrängnis – trotz Solarpanels

In Schwierigkeiten bringen die explodierenden Strompreise auch die Olwo, die grösste Sägerei im Kanton Bern. An ihren drei Standorten verbraucht das Unternehmen jährlich so viel Strom wie 1100 Vier-Personen-Haushalte. Als Grossverbraucher kauft die Olwo den Strom auf dem freien Markt.

Sägerei
Legende: Die Sägerei Olwo verarbeitet jährlich 200'000 Bäume. Das braucht viel Strom. SRF/Sonja Mühlemann

«Lange setzen wir auf das 'Prinzip Hoffnung' und glaubten, dass der Irrsinn auf dem Strommarkt bald aufhört», sagt Geschäftsführer Markus Lädrach. Darum habe man die Stromkäufe lange hinausgeschoben. Jetzt erwerbe man den Strom nur tranchenweise. Trotzdem rechnet die Firma mit mehreren 100'000 Franken Mehrkosten pro Standort.

Neue Arbeitszeitmodelle wegen Stromkrise

Der hohe Strompreis trifft die Olwo hart, obschon die Sägerei schon vor zehn Jahren eine grosse Solaranlage mit 5400 Panels installierte. Geschäftsführer Lädrach denkt nun über neue Arbeitszeitmodelle nach, um die eigene Solarenergie noch besser nutzen zu können. «Wir sollten die meisten Arbeiten erledigen, wenn wir am meisten Solarstrom haben». Man prüfe auch, das Holz nur noch an vier statt fünf Tagen zu schneiden.

Braucht es Härtefallgelder für Unternehmen?

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Die Strompreis-Explosion sorgt bei manchen Betrieben für existentielle Probleme. «Es herrscht eine gewisse Ohnmacht, weil es kein Patentrezept gegen die aktuelle Entwicklung gibt», sagt Daniel Arn, Präsident Handels- und Industrieverein Kanton Bern. Ein Teil der Firmen habe wohl noch gar nicht realisert, was die Entwicklung für ihr Unternehmen bedeutet.

Härtefallgelder wie bei der Corona-Pandemie könnten Branchen davor bewahren, dass Firmen gleich reihenweise Pleite gehen und so die Volkswirtschaft in Schieflage bringen. «Es braucht ein temporäres Netz, dass die Preisschock von 2023 abfedert»: Dies fordert Markus Lädrach von der Grosssägerei Olwo - und hat entsprechende Anfragen an den Kanton geschickt.

Der bernische Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann sagt, dass es im Kanton Bern einige dutzend Firmen verpasst hätten, rechtzeitig Stromverträge abzuschliessen. «Das ist ein unternehmerisches Risiko, das sie eingegangen sind», so der SP-Politiker. Wirtschafshilfen selbst könne der Kanton nicht leisten. Wie bei der Covid-Kredite sei, wenn überhaupt, der Bund zuständig. «Es ist wichtig, dass es keinen kantonalen Flickenteppich gibt», so Ammann.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06.09.2022, 17:30 Uhr;

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