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Energiestrategie 2050 Hauseigentümer lassen Subventionen liegen

Der Bund will im Rahmen der Energiestrategie mehr Geld für die Unterstützung der Gebäudesanierungen. Recherchen von «10vor10» zeigen nun: In den letzten Jahren wurde der Topf gar nicht ganz ausgeschöpft. Hauseigentümer holten Hunderte von Millionen Franken nicht ab.

Gebäude sind in der Schweiz für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen darum zwingend ältere Gebäude saniert werden.

Finanzierung Gebäudeprogramm

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Das Gebäudeprogramm wird aus der CO2-Abgabe auf Heizöl und Gas finanziert. Diese beträgt 22 Rappen pro Liter Heizöl. Ein Drittel der Einnahmen fliesst in das Subventionsprogramm, höchstens 300 Mio. Der Rest wird an die Bevölkerung zurückerstattet über die Krankenkassen: Jeder Versicherte erhält einen Rabatt von 67.80 Fr. auf seiner Jahresprämie.

Das Gebäudeprogramm unterstützt Hauseigentümer, die ihre alte Liegenschaft energetisch erneuern. Das Geld stammt aus der CO2-Abgabe auf Heizöl und Gas. Im Rahmen der Energiestrategie steht auch die Zukunft des Gebäudeprogramms auf dem Spiel: Das bis 2019 befristete Programm soll weitergeführt und ausgebaut werden. Heute dürfen aus der CO2-Abgabe höchstens 300 Millionen Franken pro Jahr für Gebäudesanierungen eingesetzt werden. Künftig sollen es 450 Millionen Franken sein.

Subventions-Millionen werden nicht abgeholt

Doch ein Blick in die Statistik des Gebäudeprogramms zeigt: In den letzten Jahren haben Hauseigentümer die Subventionen gar nicht ganz abgeholt. Seit 2013 wurde das Budget für das Gebäudeprogramm von 200 auf 300 Millionen jährlich erhöht.

Statistik des Gebäudeprogramms.
Legende: Statistik des Gebäudeprogramms. SRF

Doch 2015 wurden nur 179 Millionen Franken ausbezahlt. Die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Aber schon jetzt ist klar, dass es nicht mehr als 200 Millionen sein werden.

WWF kritisiert Bund und Kantone

Der WWF kritisiert diesen Zustand: Bund und Kantone müssten das Programm attraktiver machen. «In den ersten Jahren war die Nachfrage riesig. Jetzt müssen Bund und Kantone dafür sorgen, dass das Geld wieder zu denen kommt, die ihr Haus sanieren wollen», fordert Elmar Grosse Ruse, Klimaexperte beim WWF. Fassaden und Dächer dämmen, Fenster mit Mehrfachverglasungen einsetzen oder beim Heizen das Heizöl ersetzen: Das seien wirkungsvolle Massnahmen, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

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Der WWF verlangt unter anderem, dass die Fördersätze pro gedämmte Fläche wieder erhöht werden. Tatsächlich hat der Bund die Anforderungen für die Subventionen erhöht und die Fördersätze pro Fläche herabgesetzt in den letzten Jahren. Das müsse sich ändern. «Nur so holt man auch wirklich alle Hauseigentümer hinter dem Ofen hervor, die etwas für die Umwelt tun wollen», sagt der Klimaexperte vom WWF.

Keine Vergoldung der Sanierungen

Das Bundesamt für Energie (BfE) widerspricht. Es gehe nicht darum, möglichst den ganzen Betrag auszuschöpfen, sondern die Mittel effizient einzusetzen. «Wir wollen nicht überfördern und jemandem die Sanierung vergolden», sagt Daniel Büchel, Vizedirektor vom BfE. Wichtig sei, sogenannte Mitnahmeeffekte zu vermeiden. Das heisst: Subventionen soll jemand nur für eine Massnahme erhalten, die er nicht sowieso gemacht hätte. Mit der Aufstockung auf 450 Millionen wolle man bereit sein, wenn mehr Mittel gebraucht würden. «Das Geld, das nicht in die Haussanierungen fliesst, geht automatisch in die Verbilligung der Krankenkasse», betont Büchel.

SVP: Viele zahlen, wenige profitieren

Doch die Gegner der Energiestrategie stellen das Gebäudeprogramm generell infrage: Die Last der CO2-Abgabe tragen viele, doch profitieren würden nur wenige. «Von den Subventionen profitieren nur die, die es sich sowieso leisten können», kritisiert SVP-Nationalrat Hansjörg Knecht. Der Aargauer Nationalrat bekämpft die Energiestrategie und ist auch gegen eine Ausweitung des Gebäudeprogramms. Es gebe Mitnahmeeffekte und auch die Bürokratie rund um das Programm fresse Geld. «Die Balance zwischen denen, die zahlen und denjenigen, die von der Subvention profitieren, stimmt nicht», sagt Hansjörg Knecht.

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