- Nicht alle Umweltschützer befürworten die Energiestrategie 2050.
- Windkraft-Gegner haben Angst vor eine «Verschandelung der Landschaft» durch Windkraftwerke.
- Die grossen Umweltverbände wie WWF, Greenpeace oder Pro Natura befürworten die Energiestrategie.
Ein blauer Himmel, die weisse Spitze des Matterhorns, satte grüne Wiesen. Beim Blick auf das Plakat meint man fast schon, die Kuhglocken klingeln zu hören. Wären da nicht die zahlreichen grossen Windräder, die neben dem Matterhorn ebenfalls in die Höhe ragen und der Schriftzug «Schweiz verschandeln?», der sich in dicken Buchstaben über das Bild zieht.
Verantwortlich für dieses Plakat ist Elias Meier. Er ist Präsident von Freie Landschaft Schweiz und er ist überzeugt: «Mit dem Energiegesetz droht der Zubau von geschützten Landschaften. Die Artikel 12 und 13 werden den Landschaftsschutz aushebeln.»
Hinzu kommt das Ziel, Windenergie grundsätzlich auszubauen. Das ist nicht im Einklang mit der Natur.
Lärmige Türme, die Vögel erschlagen
12 und 13 – diese Artikel des Energiegesetzes sagen, dass der Bau von Wind- oder Solarkraftwerken von nationalem Interesse ist – und dass er gleichwertig ist mit anderen nationalen Interessen, wie zum Beispiel dem Landschaftsschutz. Es sei also möglich, künftig auch in geschützten Zonen Anlagen zu bauen.
«Es ist auch vorgesehen, dass man die Einsprachemöglichkeiten für Umweltverbände einschränken möchte. Hinzu kommt das Ziel, Windenergie grundsätzlich auszubauen. Das ist nicht im Einklang mit der Natur», sagt Meier.
Mit der Energiestrategie 2050 braucht es laut ihm in der Schweiz über 1000 Windanlagen – solche sieht er als lärmige Türme, die Vögel erschlagen, die Landschaft verschandeln und die Biodiversität gefährden. Die Nachteile seien zu gross, denn die Windenergie produziere verhältnismässig wenig Strom. Meier: «Da muss ein umweltverträglicher Kompromiss gefunden werden.»
Wir werden Windenergie als Teil dieser Strategie sicher nutzen. Wenn wir es gut planen und umsetzen, lassen sich die Auswirkungen auf die Umwelt aber deutlich reduzieren
Zugleich schädlich und ineffizient sei das Energiegesetz, ist das Umweltkomitee überzeugt. Neben dem Verein Freie Landschaft Schweiz gehören auch der ehemalige Direktor des Bundesamts für Energie oder die ehemalige Geschäftsführerin von Pro Natura Freiburg zum Komitee.
«Das neue Energiegesetz bringt deutliche Vorteile für die Umwelt»
Nicht vertreten sind die Spitzen von WWF und Pro Natura. Auch Greenpeace oder die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz nicht. Sie befürworten die Energiestrategie 2050 und haben sich zu einem Pro-Komitee zusammengeschlossen. Thomas Vellacott, CEO des WWF, sagt: «Das neue Energiegesetz bringt deutliche Vorteile für die Umwelt. Es ist ein grosser Schritt zu einer nachhaltigeren und naturverträglicheren Versorgung mit Energie.»
Kröten schlucken wir nicht, wir schützen sie
Das Energiegesetz schreibe zwar vor, dass die erneuerbaren Energien ausgebaut werden sollen, es sage jedoch nichts dazu, wie viele Windanlagen gebaut werden. «Wir werden Windenergie als Teil dieser Strategie sicher nutzen. Wenn wir es gut planen und umsetzen, lassen sich die Auswirkungen auf die Umwelt aber deutlich reduzieren», sagt Vellacott.
Ein pragmatischer Kompromiss
Für den WWF stellt die Energiestrategie 2050 einen guten Kompromiss dar. Das bedeute zwar, dass man einige Abstriche habe machen müssen. «Kröten schlucken wir nicht, wir schützen sie», sagt Vellacott.
Als Teil des Kompromisses seien auch Entscheide gefällt worden, die nicht den hundertprozentigen Wunschszenarien des WWF entsprachen, sagt Vellacott. «Es ist aber ein pragmatischer Kompromiss zustande gekommen, hinter dem wir zu 100 Prozent stehen können».