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Engelberg macht Druck Ferienwohnungen sollen weniger beheizt werden

Viele Wohnungen werden geheizt, auch wenn sie leer sind. Engelberg will mehr Heizungen, die per Handy gesteuert werden.

2000 Ferienwohnungen gibt es in Obwaldens Feriendestination Engelberg. Ein hoher Wert: Mehr als die Hälfte aller Wohnungen in Engelberg, nämlich rund 60 Prozent, sind Zweitwohnungen. Beim Heizen ergibt das ein beträchtliches Sparpotenzial, sagt Michaela Grigori, Fachspezialistin Energieeffizienz beim Bundesamt für Energie (BFE): «Sehr viele Ferienwohnungen sind nicht dauernd bewohnt und trotzdem dauernd auf 15 bis 18 Grad beheizt. Reichen würden bei unbewohnten Wohnungen sechs bis zwölf Grad.»

Das BFE möchte deshalb die Besitzerinnen und Besitzer ermuntern, diese Verschwendung von Geld, Energie und CO2-Emissionen zu vermeiden. Das sei gar nicht so schwierig, sagt Grigori. Viel liesse sich mit einer simplen Fernsteuerung für die Heizung verbessern. «Damit lässt sich die Heizung bequem von zu Hause aus mit einer App auf dem Smartphone ein- und ausschalten. Einen Tag bevor man in die Wohnung geht, kann man die Heizung einschalten. So ist es gemütlich warm, wenn man eintrifft.»

Blick auf verschneite Ferienhäuser in Engelberg bei Sonnenaufgang.
Legende: In Engelberg gibt es 2000 Ferienwohnungen. Nicht wenige davon werden hauptsächlich im Winter benutzt. Raphael Prinz / SRF

Das Bundesamt für Energie hat Engelberg, Arosa und Lenk als Pilotgemeinden für die Kampagne mit dem Namen «Make heat simple» ausgesucht. In Engelberg arbeitet das BFE mit der lokalen Energiekommission zusammen. Für diese hat das Projekt hohe Priorität, wie Energieberater Jules Pikali sagt: «Viele der Ferienwohnungen sind ab den 1960er-Jahren gebaut worden, in den Boom-Jahre der Zweit-Wohnungen. Sie sind also schon älter, schlecht isoliert und die Heizung ist nicht auf dem neuesten Stand.»

Am meisten Energie spare man durch eine Reduktion der Heizung, so Jules Pikali von der Energie-Kommission Engelberg. Das rechne sich auch finanziell relativ schnell. «Bei vielen Heizungssystemen reicht es, einen intelligenten Heizkörperkopf anzuschrauben. Dieser kommuniziert per WLAN mit dem Internet und kann so auch aus der Ferne bedient werden.» Die Investition koste – je nach Heizung – ein paar hundert Franken. Durch die eingesparte Energie sei die Investition in zirka drei Jahren amortisiert.

Sparpotential 200 Millionen Franken

Das Bundesamt für Energie hat die Kampagne 2019 im Kanton Wallis gestartet. Die Reaktionen seien sehr gut, so Mihaela Grigorie. Das Projekt werde deshalb nun ausgeweitet. Wichtig sei, dass nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch einzelne Wohnungen eine Fernsteuerung installieren können. Es gebe technische Lösungen für praktisch alle Heizungstypen, das Potenzial sei riesig,

Grigorie: «Würden alle Zweitwohnungen in der Schweiz mit einem Fernsteuersystem ausgerüstet, würde sich der jährliche Energieverbrauch um 2000 Gigawattstunden reduzieren. Das entspricht in etwa 200 Millionen Franken Heizkosten oder dem gesamten Energieverbrauch der Haushalte von Bern und Lausanne zusammen.»

Auf dem Perron im Bahnhof Engelberg stehen viele Menschen. Sie sind mit dem Zug in Engelberg angekommen.
Legende: Im letzten Jahr bewohnten Schweizerinnen und Schweizer die Ferienwohnung länger als sonst. Dies, da Auslandreisen erschwert waren. srf

Im Kanton Wallis hätten vor Beginn der Kampagne drei bis fünf Prozent eine ferngesteuerte Heizung gehabt. Mittlerweile seien 30 Prozent interessiert und erwägen einen Einbau. Dabei habe auch die Pandemie positiven Einfluss gehabt – viele Menschen hätten mehr Zeit in der Ferienwohnung verbracht als sonst.

In Engelberg empfiehlt die Energie-Kommission den Ferienhaus-Besitzern als nächsten Schritt ihre Wohnung oder ihr Haus analysieren lassen. Die Kosten werden vom Kanton mitgetragen.

Echo der Zeit, 22.08.2021, 18.00 Uhr ; 

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