Eigentlich hatten sich die Einwohnerinnen und Einwohner der Baselbieter Gemeinde Muttenz bereits entschieden: Sie wollen kein Windrad auf ihrem Gemeindegebiet. Das war 2021.
Es war ein Entscheid, den Umut Gökbas, ein 19-jähriger Gymnasiast, nicht begreifen und auch nicht hinnehmen wollte. Kurzerhand sammelte er zusammen mit anderen Muttenzer Schülerinnen und Schülern 188 Unterschriften, um das Thema ein zweites Mal vor die Gemeindeversammlung zu bringen. Und hatte damit Erfolg.
Umut Gökbas hoffte, die Bevölkerung möge den vorherigen Entscheid hinterfragen – und war damit offensichtlich nicht alleine. «Ich habe viele WhatsApp-Nachrichten bekommen von Menschen, die mir gratulieren, dass ich es geschafft habe, das Thema Windrad nochmals vor die Gemeindeversammlung zu bringen», sagt er kurz vor der Versammlung voller Freude - und voller Nervosität.
Der Saal war überfüllt mit Befürwortern des Windrades.
Kaum hatte die Debatte begonnen, merkte Gökbas aber, dass die Muttenzerinnen und Muttenzer kurz davor waren, ihren Entscheid zu kippen und nun doch einer Zonenplanänderung zuzustimmen. Damit wäre der Weg frei, ein Windrad auf ihrem Gemeindegebiet bauen zu können. Allmählich konnte der engagierte Schüler aufatmen.
Und Gökbas sollte sich nicht täuschen: Ältere und Jüngere votierten für ein Windrad, einer redete von einem «Pionierprojekt». Ein junger Mann bat darum, dass die Gemeinde «Verantwortung» übernehme und sich über eines klar sei: «Es geht um unsere Zukunft, um die Zukunft der Jungen.» Im Vorfeld hatten sich auch Grünliberale, SP, Grüne und EVP hinter das Projekt gestellt.
Am Ende war das Votum der Gemeindeversammlung klar: 189 Stimmende sprachen sich für ein Windrad aus, 85 votierten dagegen. «Das ist ein Erfolgserlebnis, ich bin überglücklich», sagte Gökbas.
Kampf für die Energiewende
«Ich freue mich über den klaren Entscheid», sagte auch der zuständige Gemeinderat Thomi Jourdan (EVP) im Nachgang der Veranstaltung. Die Menschen in Muttenz hätten sich wohl auch wegen der möglichen Strommangellage und wegen des Ukrainekrieges anders entschieden, als noch bei der Versammlung vor eineinhalb Jahren.
Ob das Windrad tatsächlich dereinst in der Baselbieter Gemeinde Muttenz stehen wird, ist aber noch unklar. Bereits hat der überregionale Verein «Windstill» das Referendum gegen das Windrad angekündigt.