In Altdorf erinnert nichts mehr an die bescheidene, rote Bahnhofsstation von früher. Heute steht da ein grosses, modernes und lichtdurchflutetes Betongebäude. Hier weiss man sofort: Der Kanton Uri hat in Altdorf einiges vor.
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Der Wandel kommt mit dem Fahrplanwechsel. Dann halten im Kanton Uri neu auch die Züge, die durch den Gotthard-Basistunnel fahren. Bisher hielten in Altdorf ausschliesslich Regionalzüge und S-Bahnen. Die Schnellzüge brausten ohne Halt durch den Kanton hindurch. Mit dem Fahrplanwechsel vom Wochenende kommen nun 18 schnelle Intercity-Verbindungen pro Tag hinzu – neun nach Norden und neun nach Süden. Das heisst: Neu halten 90 Züge pro Tag in Altdorf. Und es gibt direkt am Bahnhof einen Bushub. Der Bahnhof Altdorf wird zum Verkehrsknotenpunkt des Kantons Uri.
Mit dem neuen Kantonsbahnhof beginne für Uri quasi ein neues Zeitalter, sagt Landammann und Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind: «Für uns wird die Baustelle Gotthard-Basistunnel erst jetzt mit der Eröffnung des Kantonsbahnhofs beendet.»
Für uns wird die Baustelle Gotthard-Basistunnel erst jetzt mit der Eröffnung des Kantonsbahnhofs beendet.
Da bis jetzt die Züge eben häufig ohne Stopp durch den Kanton Uri fuhren, habe man vom Gotthard-Basistunnel, der vor fünfeinhalb Jahren eröffnet wurde, nicht profitieren können.
Mit der neuen ÖV-Drehscheibe in Altdorf sind viele Hoffnungen verbunden. «Wir werden mit der Eisenbahn in Zukunft in 35 Minuten in Bellinzona sein. Das ist schneller als nach Zug oder Luzern. Da erhoffen wir uns einen gewissen Entwicklungsschub», sagt Urban Camenzind. Heisst: Urner Unternehmen könnten mehr Personen aus dem Tessin und auch aus der Deutschschweiz rekrutieren. Neue Firmen könnten sich im Kanton niederlassen.
Dass es wegen der besseren Anbindung an den öffentlichen Verkehr mehr Firmenansiedlungen gibt, da ist sich Widar von Arx nicht so sicher. Der Mobilitäts-Professor der Hochschule Luzern (HSLU) sagt: «Die Industrie ist nicht so auf den ÖV angewiesen, auch Dienstleistungen nicht.» Dass es nun neue Impulse durch den Kantonsbahnhof gebe, sei zwar möglich, aber passiere wohl eher im kleineren Rahmen.
Pendeln wird attraktiver
Neue Unternehmen für den Kanton gewinnen, das ist der eine Aspekt. Der andere: Familien in den Kanton locken. Uri hatte in den vergangenen Jahrzehnten mit der Abwanderung zu kämpfen. Die Wende brachte das Tourismus-Resort in Andermatt mit 1000 neuen Arbeitsplätzen. Nun soll mit dem Kantonsbahnhof im Urner Talboden eine ähnliche Dynamik entstehen.
Es könnte durchaus Leute geben, die wegen der guten Verkehrsanbindung etxra in den Urner Talkessel ziehen.
Mit der besseren Anbindung an den ÖV hofft der Kanton Uri auf Zuzügerinnen und Zuzüger. Das könnte klappen, sagt Mobilitätsexperte Widar von Arx: «Es könnte durchaus Leute geben, die wegen der guten Verkehrsanbindung extra in den Urner Talkessel ziehen.» Der Kanton Uri sei steuergünstig, biete günstigen Wohnraum und eine schöne Natur.
Auch der Urner Landammann Urban Camenzind ist zuversichtlich. Erste Anzeichen, dass es in Altdorf einen Aufschwung geben könnte, seien vorhanden. Rund um den Bahnhof sind nämlich bereits neue Wohnüberbauungen entstanden.