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Erbe mit Engagement Roche-Erbe André Hoffmann hat auch die Natur im Blick

André Hoffmann ist einer der reichsten Schweizer – und bezeichnet sich selbst als Umweltaktivist. Wie passt das zusammen?

So gehe es nicht mehr weiter. Die Wirtschaft müsse endlich nachhaltig werden: «Ein Geschäftsmodell, das etwas zerstört, ist heutzutage nicht mehr tragbar. Wir haben keine Zeit mehr», sagt André Hoffmann.

Für einen Wirtschaftsvertreter sind das deutliche Worte. Hoffmann ist Vizepräsident des Pharmariesen Roche – und er spricht immer wieder mal Klartext.

Soeben hat er zusammen mit einem Wirtschaftsjournalisten das Buch «Die neue Natur des Wirtschaftens» publiziert. Gerade wer viel Geld besitze, habe auch eine Verpflichtung, betont Hoffmann.

Der Vater war Vogelschützer

Aufgewachsen ist er in der Camargue, in Südfrankreich. Dort beobachtete sein Vater Luc Hoffmann Vögel, setzte sein Vermögen für den Schutz von Feuchtgebieten ein und begründete 1961 die Naturschutzorganisation WWF mit.

Trotz jahrzehntelanger Bemühungen habe die Zahl der ausgestorbenen Tierarten aber laufend zugenommen, sagt der heute 67-Jährige Sohn André Hoffmann. Nur mit Schutzgebieten lasse sich die Biodiversität nicht erhalten. Das ganze Wirtschaftssystem müsse von innen her verändert werden, so das Credo von Hoffmann.

Man kann die Verantwortung nicht einfach beiseiteschieben.
Autor: André Hoffmann Roche-Erbe, Verwaltungsrat des Pharmaunternehmens

Und so trat er mit 38 Jahren in den Verwaltungsrat von Roche ein. Dort hatte man nicht auf ihn gewartet. Zu Beginn sei er belächelt worden.

Roche übernahm Verantwortung

Roche war mitverantwortlich für die Chemiekatastrophe in Seveso, wo 1976 grosse Mengen an Dioxin in die Umwelt gelangt waren. In der Region Basel hatte der Konzern zudem jahrzehntelang mit Abwässern den Rhein verschmutzt und Sondermüll in Deponien vergraben.

Mann spricht gestikulierend in einem Anzug.
Legende: André Hoffmann versucht den Spagat des Kapitalisten und Umweltschützers. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Heute sagt Hoffmann dazu: «Man kann diese Verantwortung nicht einfach beiseiteschieben.» Und so änderte sich nach und nach die Firmenkultur. Im Unterschied zu anderen Chemiemüllverursachern räumte Roche wieder auf.

Das Pharmaunternehmen setzte auf Nachhaltigkeit. Die Roche-Türme, welche heute die Skyline von Basel prägen, werden in Hoffmanns Buch angepriesen als «extrem energieeffiziente Bürohochhäuser».

Wir sind keine NGO. Wir müssen Erfolg haben, damit wir in die Forschung investieren können.
Autor: André Hoffmann Roche-Erbe, Verwaltungsrat des Pharmaunternehmens

Auf den Einwand, dass es eine verpasste Chance sei, die riesige Fassade nicht auch als Solarkraftwerk zu nutzen reagiert Hoffmann unwirsch, betont aber, Roche habe ihren ökologischen Fussabdruck trotzdem unter Kontrolle.

Natur muss etwas kosten

Auch fehlt in Hoffmanns Buch der unpopuläre, aber zentrale Aspekt, dass weniger für die Umwelt meist mehr ist: weniger Fliegen, weniger Kleider, aber auch weniger Medikamente. Denn ein beträchtlicher Teil des Medikamentenkonsums wäre eigentlich unnötig, wie verschiedene Studien zeigen.

Für Roche wäre das allerdings geschäftsschädigend. Hoffmann weicht hier aus und stellt klar: «Wir sind keine NGO. Wir müssen Erfolg haben, damit wir in die Forschung investieren können.»

Wir benützen die Natur, weil sie gratis ist – und verlieren sie, weil sie keinen Preis hat.
Autor: André Roche Roche-Erbe, Verwaltungsrat des Pharmaunternehmens

Es ist ein Spagat für Hoffmann: erklärter Freund sowohl des Kapitalismus als auch des Umweltschutzes. Sein Credo ist, dass Klima und Biodiversität ein Preisschild bekommen müssen. «Wir benützen die Natur, weil sie gratis ist – und verlieren sie, weil sie keinen Preis hat.»

Wie genau die Natur aber bepreist werden soll – sei es über Verschmutzungsrechte, über eine CO₂-Steuer oder über andere neue Gesetze – wird nicht klar. Trotzdem ist Hoffmanns Buch mehr als ein grünes Deckmäntelchen für Roche.

Das zeigt auch Hoffmanns Verhalten. So habe er früher mehr Wert gelegt auf Statussymbole, um dabei zu sein in der Welt der Reichen, sagt er. «Jetzt sitze ich nicht in einer Bar in Monaco – sondern stehe hier vor Ihrem Mikrofon.»

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Rendez-vous, 4.7.2025, 12:30 Uhr;liea

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