Nun ist es klar: Die Erbschaftssteuer-Initiative ist vom Tisch. Die Vorlage ist am Ständemehr gescheitert. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran zeigt sich enttäuscht.
Badran: «Zeitungsredaktionen waren instruiert»
Sie gibt aber auch den Medien eine Mitschuld. «Wir sind gegen eine zehn Millionen Franken schwere – meiner Meinung nach – Lügenkampagne angetreten. Da wurden Sachen erzählt, die einfach hinten und vorne nicht stimmen», kritisiert die Zürcherin.
Und Badran wittert sogar ein Komplott: «Wir hatten die Printmedien massiv gegen uns. Die Redaktionen waren instruiert, gegen die Erbschaftssteuer zu schreiben. Man hat eigentlich keinen wirklich ehrlichen, sauberen Diskurs gemacht im Vorfeld.»
Die Co-Präsidentin der Grünen, Regula Rytz, bezeichnet das Nein als «Eigentor für die Bevölkerung». Diese werde in den nächsten Jahren Mehrwertsteuer-Erhöhungen in Kauf nehmen müssen, wenn sie die AHV auf dem heutigen Niveau halten wolle.
Noser: «Die Bevölkerung kann man nicht kaufen»
Anders sieht es der freisinnige Zürcher Nationalrat Ruedi Noser. Er hat gegen die Erbschaftssteuer gekämpft – und sagt nun, das Stimmvolk habe jetzt keine weiteren Experimente gewollt: «Die Bevölkerung kann man nicht kaufen.»
Im Gegenteil, so Noser: «Die Schweizer Bevölkerung ist sich bewusst, dass wir ein sehr korrektes und ausgeglichenes Steuersystem haben, und sie möchte vor allem keine neuen Unsicherheiten hineinbringen, in dieser Zeit, in der die Schweiz schon genügend Herausforderungen auf dem Tisch hat», ist der FDP-Politiker überzeugt.
Auch Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer ist zufrieden. «Entscheidend war, dass es eine Mobilisierung der Betroffenen gegeben hat. Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich wie noch nie im Wahlkampf engagiert.»
Meili: «Schweizer überschätzen Aufstiegschancen»
Die drei Erben Daniel, Martin und Marcel Meili haben über eine halbe Million Franken in ihre Kampagne für die Erbschaftssteuer-Iinitiative investiert. Trotz des wuchtigen Neins bereuen sie es nicht. Daniel Meili kündigte an, dass er und seine Brüder sich wieder einmischen werden, wenn es um ungleiche Vermögensverteilung gehe.
Vom deutlichen Nein ist er enttäuscht, aber nicht überrascht: «Die Gegner haben sehr früh mit 10 bis 20 mal mehr Mitteln eine emotionale Kampagne mit vielen Falschinformationen lanciert», sagte er. Er sieht aber auch Verbesserungspotenzial bei der Initiative.
«Sie war vielleicht etwas zu komplex aufgegleist», so Meili. Ausserdem hätte man sich wohl besser auf weniger Argumente konzentriert. Dazu komme, dass die Bevölkerung die eigenen Chancen überschätze: «Die Schweizer stimmen häufig so ab, als ob sie zwei Klassen höher landen könnten, als es tatsächlich der Fall ist.»