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Erfolg am Kinderspital Zürich «Wachsender» Baby-Stent erfolgreich eingesetzt

Bahnbrechende Operation an einem Säugling mit verengter Lungenschlagader: Das neue Implantat wächst mit dem Kind mit.

24 Tage jung war das kleine Mädchen Ende Mai, als ihm die Kardiologen den neuartigen Kinder-Stent einsetzten. Die Lungenschlagader des Babys, die vom Herzen zur Lunge führt, war stark verengt. Die Lunge erhielt zu wenig Blut. Als Folge davon bekam der Körper zu wenig Sauerstoff.

Mit dem Stent, einer Gefässstütze, wurde die Lungenschlagader geöffnet. Das neuartige Produkt einer deutschen Medizintechnikfirma kann dem Wachstum des Kindes angepasst werden, oder es wächst sogar mit dem Gefäss mit.

Grosse Hoffnung für die Kleinkinder-Herzchirurgie

Der Chefarzt Kardiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich, Oliver Kretschmar, hat den Eingriff durchgeführt. Er spricht von einer bahnbrechenden Neuerung, welche die Medizin in der Behandlung von Gefässveränderungen oder von angeborenen Herzfehlern bei ganz kleinen Kindern deutlich voranbringen werde und die Möglichkeiten deutlich erweitere.

Das ist bahnbrechend bei der Behandlung von Gefässveränderungen oder angeborenen Herzfehlern, gerade bei ganz kleinen Kindern.
Autor: Oliver Kretschmar Chefarzt der Kardiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich

Denn bis jetzt müssen die Kardiologen bei kleinen Kindern Stents benutzen, die eigentlich für Erwachsene konstruiert sind. Man könne diese Stents nur noch wenig ausdehnen, erklärt Kretschmar. Später einmal müsse man sie chirurgisch entfernen.

Ab einem gewissen Durchmesser bricht der Stent auf

Dies könnte mit dem Kinder-Stent also wegfallen. «Dieser Stent kann dann später so aufgedehnt werden, dass er ab einem bestimmten Durchmesser, nämlich 11,5 Millimetern, an Sollbruchstellen aufbricht. Danach hoffen wir, dass der Stent mit dem Gefäss weiter mitwachsen kann.»

Oliver Kretschmar.
Legende: Chefarzt Oliver Kretschmar, Leiter der Kinderkardiologie am Kinderspital Zürich. Medinside

Die neuen Stents werden ein Nischenprodukt sein. In der Schweiz kommen laut Kretschmar pro Jahr ungefähr 800 Kinder mit einem Herzfehler zur Welt. Davon ist etwa ein Drittel chronisch herzkrank. Und auch von diesen würde Kretschmar nur ein Teil einen solchen Stent brauchen. Dies sei ein Grund, dass viele Firmen nicht in die Entwicklung solcher Produkte investierten.

Allen drei bisher Operierten geht es gut

Umso mehr freut es den Chefarzt, dass die deutsche Firma Bentley den Kinder-Stent entwickelt hat. Noch ist er nicht zugelassen. Das kleine Mädchen hat den ersten Kinder-Stent im Rahmen einer klinischen Studie erhalten, die in der Schweiz in Zürich, Deutschland und Österreich läuft. 18 Säuglinge nehmen daran teil. Zwei weitere wurden unterdessen ebenfalls operiert. Laut Chefarzt Kretschmar geht es allen drei operierten Kindern gut.

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