Es riecht nach frischem Mehl im Turm der Mühle der Wallimann AG in Alpnach-Dorf OW, es ist heiss, und es ist laut - die Maschinen sorgen für ein permanentes Grundrauschen zwischen den Betonmauern. M. Y. fällt das alles gar nicht mehr auf. Flink wieselt die 23-Jährige durch die verwinkelten Gänge des Turms, hier eine Treppe hoch, dort mit dem Lift wieder ein Stockwerk hinab. Als hätte sie nie etwas anderes getan, als in einer Mühle zu arbeiten.
Nach einem Praktikum gabs die Lehrstelle
Dabei sprach sie vor sieben Jahren noch kein Wort Deutsch. Sie kam damals in der Schweiz an, mit vier Geschwistern, nach einer Flucht aus Eritrea. Jetzt aber hat sie einen Lehrabschluss als «Müllerin-Lebensmittel» in der Tasche - und freut sich: «Es gibt nicht viele Frauen, die als Müllerin arbeiten, das macht mich sehr stolz.»
Es war nicht einfach. Aber ich habe nicht aufgegeben.
M. Y. war im 10. Schuljahr, als sie die Lehrstellen-Ausschreibung der Mühle in Alpnach-Dorf sah und sich meldete. Ihr Deutsch war brüchig, die Wallimann AG bot ihr darum erst einmal ein einjähriges Praktikum an. Die junge Eritreerin stellte sich dabei aber so geschickt an, dass die Firma beschloss, ihr eine Chance zu geben. «Sie machte die Arbeit tadellos, uns war klar: Das wird mal eine gute Müllerin», sagt Franz Suter, M. Y. Vorgesetzter. Kommt dazu: Mühlen haben Schwierigkeiten, beruflichen Nachwuchs zu finden - der Beruf sei exotisch geworden, sagt Suter.
Mangelnde Deutschkenntnisse als Stolperstein
Die Lehre verlief freilich nicht unproblematisch - für alle Beteiligten. «Die Sprache war ein grosses Problem, vor allem in der Berufsschule», sagt Suter. «Alles Schriftliche, alles Theoretische bereitete ihr Mühe.» So viel Mühe gar, dass Y. die Lehrabschlussprüfung im vergangenen Sommer im ersten Anlauf nicht bestand.
«Es war nicht einfach, vor allem wegen den vielen Fachbegriffen», sagt die 23-Jährige. «Aber ich habe nicht aufgegeben. Ich habe gelernt und hart gearbeitet, damit ich den Abschluss beim zweiten Anlauf schaffte.» Sehr geholfen habe ihr dabei die Unterstützung ihres Chefs und der Mitarbeiter. «Sie haben immer an mich geglaubt und gesagt, ich solle den Kopf nicht hängen lassen.»
«Wir werden sie vermissen»
M. Y. wird nun noch ein Jahr in der Mühle in Alpnach-Dorf arbeiten, dann plant sie, eine Weile als Müllerin im Ausland zu arbeiten, um ihre Kenntnisse zu erweitern. Franz Suter, ihr Chef, sagt schon jetzt: «Es ist eine Bereicherung, sie bei uns zu haben. Wir werden sie vermissen.»