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Ernsthafter Jux Thurgauer Polizei chattet mit Online-Betrügern

Internetbetrüger locken mit Millionengewinnen. Die Kantonspolizei Thurgau zeigt auf Facebook, wie die Betrüger vorgehen.

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Chat mit Internetbetrügern
aus Espresso vom 17.08.2018.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 38 Sekunden.

«Liebe, Wie geht es der Familie. Ich bin Frau Lorena Elonso, aus Spanien schreibe ich, um Sie über meine Absicht zu beziehen, mein Geld (3,5 Millionen Euro) für Wohltätigkeitsarbeit in Ihrem Land zu verwenden.»

Dieses E-Mail landete kürzlich in der Mailbox der Kantonspolizei Thurgau. Normalerweise rät die Polizei, solche Mails auf keinen Fall zu beantworten, sondern gleich zu löschen. Der Präventionsbeauftragte und Mediensprecher Daniel Meili ging jedoch bewusst auf das Angebot ein.

Unter falschem Namen antwortete er der angeblich reichen und todkranken Witwe, welche unbedingt die Millionen ihres verstorbenen Mannes loswerden möchte. Er heuchelte Interesse. «Lorena» reagiert euphorisch auf die Antwort von Hans Muster. So lautet das Pseudonym des Polizisten: «Nachdem ich deine prophetische Botschaft gelesen habe, fühle ich Stärke überall in mir. Ich weiss und glaube, dass Gott mich heute berührt hat.» Inzwischen haben Hans Muster und «Lorena» ihre Adressen ausgetauscht und die Spanierin bittet um die Bankverbindung ihres Chat-Partners.

Textnachrichten
Legende: Auszug aus dem Chat mit Kommentar der Kapo. Screenshot Facebook / Kapo Thurgau

Ziel ist ein Vorschuss-Betrug

Den gesamten Mailverkehr veröffentlicht die Kantonspolizei Thurgau fortlaufend auf ihrer Facebook-Seite. «Wir möchten die Leute damit etwas sensibilisieren», sagt Daniel Meili. Auch wenn die Falle offensichtlich scheint, fallen immer wieder Menschen auf solche Betrüger herein. Er probiere mit diesem Experiment herauszufinden und aufzuzeigen, wie diese Betrüger arbeiten.

Hintergrund der E-Mails von «Lorena» sei mit grosser Wahrscheinlichkeit ein sogenannter Vorschuss-Betrug, sagt Meili: «Und da erwarte ich eigentlich auch, dass von Lorena bald die Meldung kommt, wir sollen doch für Bankspesen 10’000, 20’000 oder 30'000 Franken vorschiessen.» Geld, das dann natürlich für immer verloren wäre.

Kaum Aussicht die Täter zu fassen

Deshalb solle man eigentlich gar nicht auf solche E-Mails eingehen, sondern sie gleich löschen, rät der Präventionsspezialist. Er appelliert an den gesunden Menschenverstand: «Weshalb sollte diese Lorena ausgerechnet mich anschreiben und 3,5 Millionen Euro loswerden wollen.» Da sollten bereits alle Alarmglocken läuten. Aber wenn es um viel Geld gehe, mache der gesunde Menschenverstand bei einigen Menschen offenbar einen Schritt zurück. Dafür werde die Gier geweckt, stellt Daniel Meili fest.

Der Polizist ist gespannt, wie das Experiment weitergeht und freut sich, dass er damit die Betrüger wenigstens eine Zeitlang sinnlos beschäftigen kann. Zur Strecke bringen kann sie die Polizei damit jedoch nicht. Dahinter stecke die sogenannte «Nigeria-Connection», welche dieses Betrugsgeschäft schon seit den 80er-Jahren professionell betreibe.

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