Bei Cornelia Raimondi herrscht grüne Euphorie. Heizen mit Öl ist für sie Vergangenheit. «Das war der Öltank. Dieser ganze Raum bis hier zu dem Podest. Das war alles Öltank. Bis zuoberst.»
An diesem Platz will sie sich nun ihr Büro einrichten. Die ganze Heiztechnik nimmt jetzt viel weniger Platz ein. Sie konnte sich einem Fernwärmenetz anschliessen. Zuerst wollte sie nur die Ölheizung entfernen. Dann kam sie so richtig auf den Geschmack und hat auch das Dach und die Fassade saniert. «Man hat irgendwann gemerkt, eine grüne Heizung ist nicht mal so lukrativ, wenn das ganze Haus nicht isoliert ist.»
Fördergelder aus Gebäudeprogramm
Durch die Haus-Sanierung spart Raimondi viel Energie-Kosten und CO2-Ausstoss, sagt Bernhard Lanzendörfer vom Schweizer Marktführer für Gebäudeisolation, der Firma Weber Saint-Gobain. «Wenn man eine Gebäudehülle saniert ohne Heizung, kann man bereits mindestens 25 Prozent vom CO2-Ausstoss reduzieren, fast 50 Prozent der Energie. Kombiniert man dies mit der neuen Heizungslösung, kommen wir auf 70-80 Prozent Optimierung.»
Raimondi hat sich aus Überzeugung für eine Haus-Sanierung entschieden. Was sie erst später erfuhr: Für die umweltfreundliche Haus-Sanierung erhält sie Fördergelder vom sogenannten Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen.
Solange wir alle Ineffizienzen von einem Gebäude in die Nebenkosten einrechnen können, ist der Druck dort praktisch gleich null. Der Mieter trägt es.
Weil in der Schweiz noch immer sehr viel Wohngebäude sanierungsbedürftig sind, wurde das Gebäudeprogramm bereits im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Es ist ein millionenschwerer Topf von Geldern, der aus den CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe besteht.
Wenig finanzielle Anreize
Wer die Gelder beantragt, zeigt ein genauerer Blick in die Zahlen des Bundesamtes für Energie. Es fällt auf: Für Sanierungen bei Einfamilienhäusern funktioniert das bestehende Fördersystem gut. Bei der Wärmedämmung flossen 55 Prozent der Fördergelder an Einfamilienhäuser, obwohl nur ein Viertel der Menschen in der Schweiz in Einfamilienhäusern wohnt. Bei der Haustechnik, dazu gehören die Heizungen, wurden gar 79 Prozent der Förderbeiträge von Einfamilienhausbesitzern beansprucht.
Rolf Truninger berät mit seiner Firma Qualicasa Immobilienbesitzende mit Sanierungskonzepten und auch er beobachtet, dass die Entscheidung für eine Sanierung von den Besitzverhältnissen abhängt. Das grösste Potenzial sieht er bei Mietobjekten. Doch Vermieter hätten oft wenig Interesse zu sanieren: «Das Hauptproblem liegt darin, dass es relativ wenig finanzielle Anreize gibt. Solange wir alle Ineffizienzen von einem Gebäude in die Nebenkosten einrechnen können, ist der Druck dort praktisch gleich null. Der Mieter trägt es.»
Bruttomieten als Lösung?
Truninger schlägt deshalb vor, künftig nur noch Bruttomieten zu verrechnen: Nebenkosten inklusive und fixiert. «Die Bruttomiete wäre wahrscheinlich die Lösung. Ich bin der Meinung, dass der Druck genug hoch wäre, um gescheite Sanierungen zu machen. Und der Mieter könnte auch die ausgeschriebenen Mietzinsen wunderbar vergleichen. Es ist einfach eine Miete.»
Fakt ist: Gebäudesanierungen sind ein grosser Hebel, um die Klimaziele zu erreichen. «Wenn man die Sanierrate verdreifachen könnte, wären wir eigentlich auf Kurs, um unser Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen», sagt Lanzendörfer. Dafür müssten aber alte Gebäude möglichst schnell mit der grossen Kelle saniert werden. So wie bei Cornelia Raimondi.