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Ersatzwahl in den Bundesrat Überraschungscoup der CVP

Damit hat kaum jemand gerechnet: Die CVP setzt auf ein reines Frauenticket und erhöht damit die Spannung für die Bundesratswahl am 5. Dezember. Klarer ist die Ausgangslage bei der FDP.

Mit ihrer Nomination für den Bundesrat ist der CVP-Fraktion ein echter Überraschungscoup gelungen. Ständerat Peter Hegglin, ehemaliger Finanzdirektor des Kantons Zug, hat weitherum als sicherer Anwärter für einen Platz auf dem Ticket gegolten. Nun möchte die CVP offenbar ein deutliches Zeichen für die Frauen setzen. Gleichzeitig präsentiert sie ein «Alpen-Ticket»: Beide Kandidatinnen sind Vertreterinnen von Bergkantonen.

Das Rennen um die Nachfolge von Doris Leuthard am 5. Dezember ist damit völlig offen. Für die Walliserin Viola Amherd spricht, dass sie seit 13 Jahren im Nationalrat sitzt. Man kennt und schätzt sie im Bundeshaus als kompetente Politikerin, die über die Parteigrenzen hinaus Kompromisse zu schmieden vermag.

Amherds Nachteil ist, dass sie leicht links von der Mitte politisiert. Im Bundeshaus, wo die beiden Fraktionen der Rechtsparteien SVP und FDP zusammengenommen auf 120 Stimmen kommen, ist das keine optimale Ausgangslage.

Bundesversammlung setzt auf Bewährtes

Heidi Z’graggen hat sich seit ihrer Kandidatur strategisch geschickt mit rechten Positionen zu profilieren versucht. So hat sie sich überaus kritisch zu einem Rahmenabkommen mit der EU geäussert. Das dürfte der grössten Fraktion unter der Bundeshauskuppel, der SVP, gefallen.

Z’graggens Einsatz für Umweltanliegen hingegen dürfte rechts der Mitte Nasenrümpfen auslösen. Dass sie unter der Bundeshauskuppel kaum jemand kennt, ist ein zusätzliches Handicap. Die Bundesversammlung geht nicht gerne Risiken ein und setzt lieber aufs Bewährte. Das wiederum spricht eher dafür, dass Viola Amherd am 5. Dezember in die Landesregierung einzieht.

Keller-Sutter punktet im Auftritt

Klarer scheint die Ausgangslage heute Abend bei der FDP zu sein. Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter gilt als Kronfavoritin. Inhaltlich unterscheidet sich die St. Gallerin zwar kaum von Konkurrent Hans Wicki aus dem Kanton Nidwalden. Beide machen eine dezidierte Rechtspolitik. Beide kommen aus einer Region, die im Bundesrat nicht vertreten ist. Und beide haben langjährige Regierungserfahrung.

Aber Keller-Sutter punktet klar im Auftritt. Sie ist eloquent, mediengewandt, spricht perfekt Französisch. Und sie ist eine Frau. Das ist bei einem Bundesrat, in dem bald nur noch eine Frau sitzt, ein wesentlicher Vorteil.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ab nächstem Jahr wieder drei Frauen im Bundesrat regieren, ist mit dem heutigen Tag auf jeden Fall sehr gross geworden.

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