Die SBB lanciert das sogenannte E-Ticket: Der Kunde steigt einfach in den Zug oder das Tram ein und bezahlt erst nach der Fahrt. Und zwar immer den günstigsten Preis für die Strecke.
Dazu braucht man ein Smartphone und die entsprechende App. Diese zeichnet die Fahrt auf und rechnet ab. Damit wird das Billettlösen am Automaten und Vergleichen, wo man welche Fahrt am billigsten haben könnte, unnötig.
Vereinheitlichung der Preise
Sämtliche 248 ÖV-Unternehmen und 15 Tarifverbünde in der Schweiz hätten sich auf verbindliche und einheitliche Ticketpreise geeinigt, sagte Jeannine Pilloud von der SBB vor den Medien. Deshalb spiele nun keine Rolle mehr, ob man das E-Ticket über die SBB App, oder über jene der lokalen Tarifverbunde in Zürich, Basel oder Bern bezahle. Es koste immer gleich viel.
Das ‹Check in Check out›-System entspricht einem Bedürfnis.
Während die SBB erst diesen Monat mit dem «Check in Check out»-System startet, ist dieses bei der BLS schon seit Anfang Jahr Realität. Die Nachfrage zeige, dass der ÖV-Kunde diesen Service wolle, sagt der Chef des zweitgrössten ÖV-Unternehmens der Schweiz, Bernard Guillelmon. «Derzeit nutzen 3600 Kunden diesen Service aktiv», stellt er fest. «Man sieht, das entspricht einem Bedürfnis, denn bislang handelt es sich bloss um einen Test.»
Die Erfahrungen seien gut, so Guillelmon weiter. Bei nur einem Prozent aller E-Tickets seien Fehler aufgetreten. Für SBB und BLS ist klar, dass der ÖV-Benutzer Hauptgewinner der neuen Entwicklung ist. Doch auch die ÖV-Unternehmen erhoffen sich, Zug und Tram mit dem vereinheitlichten Tarifsystem noch attraktiver zu machen.
Bewegungsprofil der Reisenden wird aufgezeichnet
Das «Check in Check out»-System dieses neuen E-Tickets bringt es allerdings mit sich, dass die Reisewege der User aufgezeichnet werden. Nur anhand der GPS-Daten kann anschliessend der entsprechende Ticketpreis in Rechnung gestellt werden. SBB und BLS wehren sich allerdings gegen Vorwürfe, den ÖV-Kunden so zu durchleuchten. Der Datenschutz sei gewährleistet, heisst es.
Diese Versicherung reicht Josiane Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz nicht. Die SBB und BLS müssten aufzeigen, wie die Daten behandelt und gesichert würden. «Dies bloss zu versprechen, reicht nicht.» Schliesslich gehe es dabei um ein für die Reisenden sehr wichtiges Thema.
Wie viel kostet die Reise?
Auch Karin Plättler, Präsidentin von Pro Bahn, kritisiert das System. Ihr fehlt die Preistransparenz. Die Kosten für den Reisenden seien eine Blackbox, so die Interessenvertreterin der Bahnkunden und -kundinnen: «Ich weiss nicht, was mir am Schluss der Reise belastet wird.»
Als Kundin weiss ich nicht, was mich die Reise am Schluss kostet.
Plättler plädiert deshalb dafür, dass auf der App fortlaufend angezeigt wird, wie viel die Reise in etwa kostet. Zudem verlangt man bei Pro Bahn, dass es auch weiterhin möglich sein muss, Billette am Schalter oder Automaten zu kaufen.
Die SBB ihrerseits hat versichert, dass letzteres ganz sicher der Fall sei. Schliesslich zwinge man niemanden, auf das E-Ticket umzusteigen.