- Erstmals seit 14 Jahren weisen alle Kantone in ihren Staatsrechnungen 2022 schwarze Zahlen aus.
- Eine vorsichtige Budgetierung, aussergewöhnlich hohe Steuereinnahmen und die hohe Gewinnausschüttung der Nationalbank sind die Gründe dafür.
- Die Kantone schlossen damit 2022 um rund 4.59 Milliarden Franken besser ab als budgetiert, wie eine Zusammenstellung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergeben hat.
Laut Zahlen der Konferenz der kantonalen Finanzdirektorinnen und Finanzdirektoren (FDK) schrieben letztmals 2008 alle Kantone schwarze Zahlen. Das zweitbeste Ergebnis seit dem Vorliegen der entsprechenden Daten (1999) gab es 2007, als lediglich das Tessin und Appenzell-Ausserrhoden rote Zahlen schrieben. 2021 hatten fünf Kantone negative Ergebnisse verzeichnet.
Robuste Volkswirtschaft trotzt Schocks
Dass alle Kantone im Plus abgeschlossen haben, ist für Martin Mosler, Bereichsleiter Fiskalpolitik am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern, überraschend. Immerhin habe es einige Faktoren ausserhalb der kantonalen Handlungsmacht gegeben, etwa die unsichere geopolitische Lage durch den russischen Angriffskrieg oder der Druck durch die globale Inflationswelle. «Dass die kantonalen Budgets solche Schocks dennoch überstanden, zeugt von der robusten Schweizer Volkswirtschaft.»
Die unerwartet hohen Steuererträge einiger Kantone sind laut Mosler wahrscheinlich getrieben durch die Erholung von der Corona-Krise. Zehn der 26 Kantone hätten zudem konservativ ohne die SNB-Gewinnausschüttung budgetiert.
Darüber hinaus gab es auch kantonal spezifische Faktoren. Beispielsweise generierte der Kanton Wallis durch den florierenden Immobilienmarkt zusätzliche Einnahmen. In einigen Kantonen wäre wohl auch ohne die SNB-Ausschüttung ein Überschuss möglich gewesen, da es teilweise aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation zu unerwartet hohen Steuererträgen gekommen sei, stellt Mosler fest.