Chemie im Trinkwasser sorgt in elf Elsässer Gemeinden an der Grenze zu Basel für Aufregung: Hahnenwasser wird verboten für Schwangere, Kleinkinder, Schwerkranke und andere verletzliche Personen. Das hat die Präfektur des Departementes Haut-Rhin verfügt. Im betroffenen Gebiet leben rund 60'000 Menschen.
Grund für diese einschneidende Massnahme sind sogenannte PFAS, die bis das Vierfachen des Grenzwertes von 0.1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser aufweisen. Diese gesundheitsgefährdenden Chemikalien seien mit Löschmitteln auf dem Flughafen Basel-Mülhausen ins Grundwasser gelangt, namentlich bei Feuerwehrübungen.
Trotz direkter Nachbarschaft ist das Trinkwasser in Basel und Allschwil BL nicht betroffen, weil dieses dort nicht aus Grundwasser gewonnen wird, sondern aus Rheinwasser. Darin ist laut dem Basler Kantonschemiker Yves Parrat weit weniger PFAS, und Aktivkohlefilter würden diesen Stoff bei der Aufbereitung zu Leitungswasser eliminieren.
Dennoch spricht Parrat von einer «besorgniserregenden Situation». Auch im Basler Grundwasser habe es PFAS. Und da seien diese Stoffe nicht mehr herauszuholen, weil dazu die Technik und Rechtsgrundlagen fehlten.
Das wollen zwei überwiesene Vorstösse auf Bundesebene ändern. GLP-Ständerätin Tiana Angelina Moser will einen Aktionsplan gegen Ewigkeitschemikalien wie PFAS. Und Mitte-Ständerätin Marianne Maret fordert die Festlegung von Grenzwerten für PFAS, damit Sanierungen schneller möglich werden. Dabei geht es teils um sehr hohe Summen.
PFAS sind vielerorts ein Problem. Laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU sind diese bei erhöhten Messwerten «häufig durch den Einsatz von PFAS-haltigen Feuerlöschschäumen im Einzugsgebiet ins Grundwasser gelangt». Neben Flughäfen gilt das auch für Feuerwehr- und Zivilschutz-Ausbildungszentren: «Wenn mit PFAS-haltigen Löschmitteln geübt worden ist, muss man aufgrund der bisherigen Erfahrungen davon ausgehen, dass diese Ausbildungszentren belastet sein können.»
Wasser beim Flughafen Zürich OK
Der Vollzug bei Altlasten sei Kantonssache, hält das BAFU fest. Der Kanton Zürich ist dabei, mutmasslich belastete Plätze zu untersuchen. Bei der Grundwasserfassung unweit des Flughafens seien die aktuellen PFAS-Grenzwerte 2023 und 2024 eingehalten worden, schreibt die Baudirektion auf Anfrage.
PFAS-Chemikalien waren just wegen ihrer Widerstandsfähigkeit lange Bestandteile von Lösch-Schäumen. Diese waren international Standard und auch am «Euroairport» vorgeschrieben, wie die Präfektur festhält. Seit PFAS-freie Löschmittel 2017 zugelassen worden seien, habe der Flughafen nur noch solche eingesetzt.
Die Präfektur hat nun von den betroffenen Gemeinden bis Ende Jahr einen Plan verlangt, wie sie die PFAS-Werte im Trinkwasser unter den Grenzwert bekommen wollen. Kurzfristig seien mobile Wasserbehandlungsanlagen vorzusehen, mittelfristig grössere Filter-Einrichtungen.
Die Präfektur schätzt die Investitionskosten für Wasserfilter in den elf betroffenen Gemeinden auf rund 20 Millionen Euro. Dazu kommen Betriebskosten von rund 600'000 Euro jährlich. Deswegen werde der Trinkwasserpreis wohl ab 2026 erhöht.
Für den Fall, dass die PFAS-Werte im Trinkwasser auch mit den Filteranlagen zu hoch bleiben, stellt die Präfektur schärfere Nutzungseinschränkungen in Aussicht.