Ob Bührle-Sammlung in Zürich oder Gurlitt in Bern: Woher die Kunst stammt, welche Sammler den Schweizer Museen vermachen – das gibt zu reden. Auch im Wallis ranken sich wilde Gerüchte um die Herkunft der Edouard-Guigoz-Sammlung.
Der Industrielle schenkte 1970 über 3000 antike Gefässe aus dem Mittelmeer-Raum und dem Nahen Osten an den Kanton – sie sollten angeblich auch aus während des 2. Weltkriegs geplünderten jüdischen Haushalten stammen.
Weissgewaschen ist die Sammlung nicht
Jetzt haben die Walliser Kantonsmuseen die problematische Herkunft aufgearbeitet. Die Erleichterung ist gross: Mit einer Ausnahme konnte bislang kein Objekt identifiziert werden, das geraubt oder gestohlen wurde.
«Die Sammlung liegt nicht ausserhalb der Norm jener Zeit», sagt Studienleiter Marc-André Haldimann zu SRF News. Allerdings sind von den über 3000 Stücken nur deren 20 von höherem Wert. Die Mehrheit sei Massenware wie Gläser oder Öllampen. Oft sei in der Nachtkriegszeit weder Herkunft noch Werdegang der Stücke dokumentiert worden.
Edouard-Guigoz-Sammlung – Herkunft nicht immer klar
Doch bei den wenigsten Stücken konnten die Fachpersonen die Herkunft tatsächlich bestimmen. Weissgewaschen ist die Sammlung also nicht. Stammen die Stücke also trotzdem aus Konfiszierungen aus der Hitler- oder Mussolini-Zeit? «Man kann es weder verneinen noch bejahen», so Haldimann. Nun seien aber alle verfügbaren Informationen transparent auf dem Tisch.
Geklaute Sphinx nach Italien zurückgeschickt
Ein gestohlenes Stück haben die Behörden bereits vor Jahren retourniert. Der Kanton Wallis hatte 1979 eine römische Marmor-Skulptur, eine Sphinx, aus der Guigoz-Sammlung an Italien zurückgeschickt, wo sie in den 1950er-Jahren gestohlen worden war. Darauf mehrten sich die Anzeichen, dass die Herkunft der Stücke problematisch sein könnte.
Die Sammlung wurde 1985 aus den Ausstellungsräumen entfernt. Seither wird sie in den Lagern der Kantonsmuseen aufbewahrt. 2015 haben die Museen das Forschungsprojekt lanciert, um die Herkunft der kaum dokumentierten Sammlung zu bestimmen. Eine gigantische Aufgabe.
Staaten müssten gestohlene Objekte melden
Ausser der erwähnten Skulptur konnte bisher kein weiteres Objekt von den Experten als gestohlen oder geraubt identifiziert werden. Weitere Rückgaben kommen laut Kanton infrage, sofern die Berechtigten (Staaten oder Privatpersonen) ihre Anträge ausreichend begründen.
Wir warten jetzt mal ab, was für Rückforderungen kommen
«Wir warten jetzt mal ab, was für Rückforderungen kommen», sagt der Walliser Staatsrat Mathias Reynard. Wichtig sei nun, dass man Transparenz hergestellt habe.