Nicht in einem Schulzimmer oder Vorlesungssaal, sondern in einer Turnhalle haben sich die gut 30 Studentinnen und Studenten eingefunden, die das Modul Personalführung besuchen. «Teamführung live» heisst es – hier stehen praktische Gruppenübungen auf dem Programm. Die drei Teams erhalten einen Zettel mit den Anweisungen, nun sind sie sich selbst überlassen. Der Teamleiter einer Gruppe mit elf Studierenden gibt sofort den Ton an: «Soll jeder mal vier Bälle nehmen – go go go!»
Eine tückische Aufgabe, da die Tennisbälle nicht gerollt werden dürfen und die Studenten den Boden des Feldes nicht berühren dürfen. Warum macht man solche Übungen in einem Hochschulstudium? Verena Glanzmann, Leiterin dieses Moduls sagt, es gehe hier darum, «dass wir feststellen, ob die Studierenden führen. Wenn sie führen, wie sie das machen, wie sie Führung unterstützen und wie sie mit einem Team ein Ziel erreichen.»
Auch aus dem Scheitern lernen
Die Studenten probieren wild durcheinander, zu zweit oder zu dritt, Ideen aus; versuchen auf zwei Tennisbällen das Feld zu überqueren oder auf allen Vieren, bilden einen Kreis oder wollen über das Feld hüpfen.
Zu einem Entscheid kommt es aber am Ende nicht – verschiedene Ideen werden ausprobiert und wieder verworfen, am Schluss steht die Gruppe ohne Lösung da. Gerade das Scheitern zeige aber Vieles auf, sagt Verena Glanzmann, Professorin an der Hochschule: «Das ist auch etwas, das wir in der Führungspraxis immer wieder erleben. Dass sehr schnell auf eine Lösung losgestürmt wird, bevor man eigentlich seriös analysiert, man auch seine Ressourcen klug überlegt, welche Stärken man im Team hat und wie kann man diese klug nutzen kann.»
Weniger Invidiualismus
Am Ende der Übung sitzen die Studentinnen und Studenten zusammen und sprechen darüber, wie sie sich als Teil des Teams gefühlt haben und was falsch gelaufen ist. Dem Teamleiter ist nun bewusst, er hätte die Anleitungen klarer wiedergeben sollen: «Die Schwierigkeit war, das Team zusammenzuhalten und zu schauen, dass das Ganze koordiniert ist. Ein Fehler war schlussendlich, dass wir zu viele Individualisten und nicht wirklich eine Einheit waren, die zusammen eine Lösung gesucht hat.»
In einem persönlichen Gespräch mit der Professorin wird das Verhalten jedes Einzelnen dann noch einmal zur Sprache kommen.