Die Party ist in vollem Gang. Samstagabend an der Langstrasse in Zürich. Sie sind gekommen, um zu feiern und Freunde zu finden: eine Expat-Party. Organisiert hat sie Cristina Rúbies. Sie ist Expat-Influencerin. Seit rund vier Jahren lebt und arbeitet sie in der Schweiz, aufgewachsen ist sie in Spanien. Mit ihren Videos in den sozialen Medien will sie Expats vernetzen, ihre Sorgen teilen und Missverständnisse aufklären. Damit will sie Expats das Leben in der Schweiz näher bringen.
Denn viele Expats informieren sich heute über soziale Medien. Rúbies sagt: «Die Schweiz wirkt immer wie der beste Ort zum Leben. Vielleicht sind viele davon geblendet und kommen hierher, ohne etwas über die Schweiz zu wissen.»
Sechs Uhr morgens. Jörg Sevenich besucht einen Run-Club in Zürich. Auch er ist Expat, wie die meisten hier. Die Umgangssprache ist Englisch. Der Deutsche versucht, mit anderen Läufern ins Gespräch zu kommen. «Bis jetzt besteht mein soziales Umfeld hauptsächlich aus Leuten aus dem Run-Club», sagt der 40-Jährige. Schweizer kennenzulernen, dafür habe er bis jetzt noch wenig Zeit gefunden.
Sevenich arbeitet seit einigen Wochen als Vertriebsleiter bei einem dänischen Medizintechnik-Konzern in Zürich. Ein Jobangebot, das er nicht habe ablehnen können, erzählt er. Seine Freunde hätten ihn gewarnt, dass die Schweizer kalt und reserviert seien. «Das habe ich bis jetzt noch nicht zu spüren bekommen», sagt Sevenich.
Familienabenteuer nach Genf
Bereits seit anderthalb Jahren lebt der Familienvater Armand Tănase in der Schweiz. Er ist aus Rumänien und arbeitet in Genf für einen internationalen Tabakkonzern.
Kontakte zu knüpfen, sei schwierig, erzählt er. «Es wohnen einige Schweizer in unserem Block. Aber abgesehen von einem gelegentlichen Hallo hat sich noch nie ein längeres Gespräch entwickelt.»
Die ersten Monate lebte Armand Tănase alleine hier, vor einem halben Jahr sind seine Frau und die beiden Töchter nachgekommen. «Sie konnten kein Französisch und kamen in ein komplett neues Umfeld, der Anfang war schwer für sie», erzählen die Eltern. Von der Schule fühlten sie sich anfänglich alleine gelassen. «Es ist ein lascheres System hier», sagt Tănase. Die Eltern würden stärker beansprucht.
Kennenlernen an der Langstrasse
Zurück bei Cristina Rúbies an der Langstrasse in Zürich. Es läuft ein Beerpong-Turnier, im Hintergrund Karaoke. Viele sind alleine gekommen, die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Sie wollen Leute kennenlernen und Kontakte knüpfen.
Man kommt hier schnell ins Gespräch – natürlich auf Englisch. Die Expat-Community in der Schweiz wird grösser und internationaler. Sucht den Austausch, findet noch keinen Anschluss. Und lebt nach ihrem eigenen Rhythmus.