Zum Inhalt springen

Fake-News und Verunsicherung Klinken sich Jugendliche aus der Politik aus, Frau Maire?

Die Mehrheit traue den Informationen nicht mehr, sagt eine Expertin. Deshalb informierten sich nur Wenige regelmässig.

Jugendliche haben wenig Lust, sich über Politik zu informieren. Das zeigt der jüngste easyvote-Politmonitor. Demnach beschäftigen sich nur noch knapp 40 Prozent der Jugendlichen täglich oder mehrmals täglich mit politischen Geschehnissen.

Grund für das mangelnde Interesse sei, dass das Vertrauen in die Politik und in die klassischen Medien fehle, sagt die Geschäftsleiterin von easyvote, Zoë Maire. «Der Begriff Fake-News hat sich in den Köpfen der Jugendlichen festgesetzt.»

Zoë Maire

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Zoë Maire ist Bereichsleiterin von easyvote. Die Plattform versteht sich als Vermittler von objektiven Polit-Informationen für Jugendliche. Finanziert wird easyvote vom Bund und Privaten.

SRF News: Ist das Fake-News-Argument für die Jugendlichen nicht bloss ein Vorwand, damit sie sich gar nicht mit der komplizierten Materien Politik beschäftigen müssen?

Zoë Maire: Das kann man so nicht sagen. Wir haben die Jugendlichen auch nach der allgemeinen Wichtigkeit von Politik und politischer Bildung gefragt. Auf beide Fragen antwortete eine deutliche Mehrheit, dass es wichtig sei, sich mit Politik zu befassen – auch persönlich – und dies einen Nutzen für die Zukunft bringe. Es besteht bei den Jugendlichen also ein Interesse an der Politik und politischen Vorgängen, doch sie sind verunsichert.

Symbolbild: Vier jugendliche Mädchen vor einem TV-Bildschirm, zwei von ihnen hantieren am Handy.
Legende: Eine Mehrheit der Jugendlichen mag sich gar nicht mehr regelmässig informieren. Zu verwirrend ist, was wahr ist und was nicht. Keystone

Links zum Thema

Sie haben festgestellt, dass das Vertrauen in die klassischen Medien fehlt. Wie sonst informieren sich die Jugendlichen über Politik und politische Geschehnisse?

Die klassischen Medien werden von den Jugendlichen weniger konsultiert, aber sie weichen zu einem grossten Teil nicht auf andere Medien wie Online oder Apps aus. Wahrscheinlich bedeutet das, dass es für Jugendliche neue Kanäle zur Informationsbeschaffung braucht. Unsere Webseite easyvote.ch versucht diese Lücke zu füllen, indem sie neutral und explizit faktenorientiert über politische Ereignisse informiert.

Es ist allgemein ein Rückgang des Interesses und ein Relevanzverlust zu beobachten.

Wo informieren sich die Jugendlichen überhaupt noch über politische Themen?

Das ist schwierig zu sagen. Wir haben festgestellt, dass sie zum Teil per WhatsApp über politische Themen diskutieren. Allerdings ist allgemein ein Rückgang des Interesses und ein Relevanzverlust zu beobachten. So wird etwa auch Facebook nicht mehr so stark genutzt wie früher. Es tut sich tatsächlich eine Lücke auf, und es ist keinem anderen Kanal möglich, in die Bresche zu springen; sei es nun on- oder offline.

Es müssen alle Akteure und Institutionen mitziehen – Politiker, Zeitungen, Radio, Fernsehen.

Muss man befürchten, dass sich die Jugendlichen aus dem politischen System ausklinken?

Das nicht. Aber die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Dabei solle auf verschiedenen Ebenen etwas geschehen. So wünschen sich die Jugendlichen eine verstärkte politische Bildung in der Schule – doch dort ist derzeit das Gegenteil festzustellen: Die Anzahl Stunden für politische Bildung hat seit 2016 abgenommen. Zudem braucht es andere Formen, mit denen man den Jugendlichen aufzeigen kann, dass Politik und Informationen durchaus vertrauenswürdig sind. Dabei müssen alle Akteure und Institutionen mitziehen – Politiker, Zeitungen, Radio, Fernsehen. Zudem sollten unabhängige Kanäle gefördert werden, auf denen objektiv informiert wird. So kann das Interesse der Jugendlichen an Politik gesteigert werden.

Das Gespräch führte Rahel Walser.

Meistgelesene Artikel