Bei Familie Camenzind diktiert aktuell der Probenplan des Einsiedler Freilichtspiels die Planung.
«Es ist eine logistische Grossaufgabe. Wir widmen uns seit dem Frühling ganz dem Welttheater», sagt Christian Camenzind. Er spielt Horn im Orchester, der Rest der Familie hat verschiedene Schauspielrollen.
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Bild 1 von 4. Sohn Arno hat für die Theateraufführungen Stelzenlaufen gelernt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Die 11-jährige Svea spielt unter anderem ein Schaf. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Mutter Sabine schätzt die vielen Begegnungen: «Im Theater lerne ich neue Menschen kennen.». Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Vater Christian spielt Horn im Orchester. Bildquelle: SRF.
Das Theater vor dem Kloster Einsiedeln funktioniert nur dank 500 motivierten Laien wie ihnen. Das sogenannte «Spielvolk» übernimmt auch Aufgaben neben der Bühne: in der Maske, der Technik, dem Bühnenbau oder der Administration.
100 Jahre Welttheater Einsiedeln
Gespielt wird in Einsiedeln bereits seit 1924. In den letzten hundert Jahren wurden 17 Aufführungen gezeigt. Bei allen stand dasselbe Stück im Zentrum: Pedro Calderón de la Barcas «Das grosse Welttheater».
Im barocken Stück spielt jeder Mensch seine von Gott bestimmte Rolle. Die Figuren – darunter der König, der Reiche, der Bauer und die Schönheit – verkörpern verschiedene gesellschaftliche Stände und Tugenden.
Das Welttheater heute und früher
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Bild 1 von 5. Eine Probe im Jahr 2024: Das mächtige Kloster dient seit 100 Jahren als Kulisse. Bildquelle: SRF/Lea Schüpbach.
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Bild 2 von 5. Eindrücke von 1981. Das Gesamtkonzept lieferte Hans Gerd Kübel. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 5. Eine Probe im Jahr 1992. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 5. Im Jahr 2000 wurde das Stück erstmals umgeschrieben. Thomas Hürlimann machte aus «Das Grosse Welttheater» «Das Einsiedler Welttheater». Bildquelle: Keystone/Walter Bieri.
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Bild 5 von 5. Das bisher letzte Welttheater fand 2013 statt. Tim Krohn stellte damals das Streben nach Perfektion und Glück in den Mittelpunkt. Bildquelle: Keystone/Alexandra Wey.
Einen Bruch gab es im Jahr 2000. Damals machte der Autor Thomas Hürlimann aus «Das Grosse Welttheater» erstmals «Das Einsiedler Welttheater».
Seither wurden jedes Mal moderne Adaptionen von Calderón gezeigt. Die diesjährige Jubiläumsausgabe stammt aus der Feder von Lukas Bärfuss.
Kinder motivierten Eltern für das Projekt
Die Schauspielerinnen und Schauspieler bleiben dem Projekt zum Teil über Jahrzehnte treu. Für Familie Camenzind ist die diesjährige Ausgabe aber eine Premiere. Die Kinder waren nach einem Infoanlass als erste vom Projekt fasziniert.
Die Corona-Pandemie bremste die Produktion jedoch aus. Das ursprünglich für 2020 geplante Stück wurde mehrmals verschoben. Einige Beteiligte stiegen in dieser Zeit aus, Familie Camenzind blieb dabei.
Theaterproben sind Treffpunkt
«Jede Probe macht Spass», findet der 14-jährige Arno. Mutter Sabine schätzt vor allem das Zusammensein in der Dorfgemeinschaft: «Wir hatten bisher vor allem Bekannte aus Sportvereinen. Im Theater lerne ich neue Menschen kennen.»
Es ist cool, in die Ferien zu gehen. Aber für das Welttheater mache ich das gerne.
Zu Beginn beschränkte sich der Aufwand noch auf ein, zwei Abende pro Woche. Im Monat vor der Premiere verbringen die Camenzinds nun fast ihre ganze Freizeit auf dem Klosterplatz. Die Endphase war in diesem Jahr besonders herausfordernd: Die Proben fanden bei kühlen Temperaturen und Regen statt.
Aufführungen lassen kaum Zeit für Reisen
Nach der Premiere am 11. Juni folgen 35 Aufführungen von Juni bis September. Reisen mit der Familie ist so in diesem Jahr kaum möglich.
«Es ist schon auch cool in die Ferien zu gehen. Aber für das Welttheater mache ich das gerne», meint die 11-jährige Svea gelassen. «Das ist ein Erlebnis, das man nicht kaufen kann», ergänzt Vater Christian. «Ich glaube, das wird unvergesslich.»