Wüste Szenen folgten auf den Schlusspfiff des Cup-Halbfinals vom Sonntag in Winterthur. Fans des siegreichen Servette FC stürmten das Feld, um ihre Mannschaft zu feiern. Dabei flogen auch Pyros in Richtung des heimischen Familiensektors. Einer hätte ein Kind beinahe schwer verletzt. Claudius Schäfer, der Chef der Swiss Football League zeigt sich in der Samstagsrundschau von Radio SRF empört: «Es ärgert mich unglaublich, dass ein paar Einzelne ein so schönes Fussballfest stören und fast kaputt machen.»
Gegen personalisierte Tickets
Die Täter müssten so rasch wie möglich identifiziert und hart bestraft werden, fordert Claudius Schäfer. Die Fussball-Clubs seien jetzt gefordert, noch mehr in die Prävention zu investieren. Es laufe schon viel und es passiere vergleichsweise wenig, betont der Chef der Swiss Football League. Massnahmen, wie die Einführung von personalisierten Tickets, wie sie andere Länder bereits seit langem kennen, lehnt er aber auch nach dem gravierenden Vorfall ab.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass personalisierte Tickets unverhältnismässigen Aufwand verursachen würden.
Die kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen wollen auf die kommende Saison ein sogenanntes Kaskadenmodell einführen. Dieses sieht stufenweise schärfere Strafen vor, je nach Eskalation der Gewalt rund um Fussballspiele. Auch Sektorensperrungen sind darin vorgesehen. Diese seien in der Regel nicht zielführend, meint Claudius Schäfer.
Stadionsektore sperren sollte man nur in Ausnahmefällen. Die Massnahme trifft viele Unschuldige und hat für die Clubs einschneidende finanzielle Folgen.
Unter anderem aus diesem Grund hat die SFL im März entschieden, dem Kaskadenmodell den Rücken zu kehren – sehr zum Ärger der Kantone. Im aktuellen Fall allerdings hat Claudius Schäfer ein gewisses Verständnis dafür, dass die Bewilligungsbehörden den Gastsektor des FC Servette fürs Spiel heute gegen Winterthur gesperrt haben. Schliesslich reagiere man hier auf einen Vorfall im Stadion drin und nicht etwa auch Gewalt oder Sachbeschädigungen auf dem An- oder Abreiseweg der Fans. Grundsätzlich sei jedoch höchste Zurückhaltung geboten beim Verhängen von Sektorsperren, betont der Chef der Swiss Football League.
Sektorsperre gegen Servette
Nach den Bewilligungsbehörden hat am Freitag auch der Schweizerische Fussballverband gegen Servette eine Sektorsperre verhängt, auf Bewährung. Zudem brummt der Verband dem Club eine Busse von 40'000 Franken auf. Claudius Schäfer lehnt kollektive Strafen ab und setzt vor allem auf Einzeltäterverfolgung und mehr Prävention. In diesem Bereich hätten gewisse Clubs noch Nachholbedarf.
Es sind vergleichsweise sehr wenige gewalttätig. Gegen diese müssen wir mehr unternehmen. Ganz verschwinden werden sei aber nicht.
Noch nicht überall funktionierten die sogenannten Club-Allianzen, so wie sie sollten, räumt Claudius Schäfer ein. Diese bezeichnen Gefässe, in denen sich die Verantwortlichen von Clubs, Fans und der Polizei jeweils vor und nach den Spielen austauschen und die Lage besprechen, gemeinsam Vorbereitungen treffen und Lehren ziehen. «Es sind vergleichsweise sehr wenige gewalttätig. Gegen diese müssen wir mehr unternehmen. Ganz verschwinden werden sei aber nicht», so Schäfer.
Der Chef der Swiss Football League ist jedoch überzeugt, dass es sich beim Vorfall von Winterthur um einen sehr bedauerlichen, aber seltenen Fall von Gewalt im Stadion handelt. Ausschreitungen und Sachbeschädigungen ausserhalb der Stadien, die häufiger vorkommen, müssten von möglichst unterschiedlichen Seiten gemeinsam angegangen werden.