Kinder mit einem Geschenk-Sparkonto von Postfinance erhielten in den letzten Tagen seltsame Post. Sie wurden aufgefordert, Auskunft über ihren Steuersitz zu geben. Banken sind in der Schweiz rechtlich verpflichtet, den Steuersitz ihrer Kunden zu erfassen. Diese Briefe gehörten zu einem grossen Versand an einige Tausend Postfinance-Kunden, von denen diese Angaben im System noch fehlten. Darunter eben auch viele Kinder.
Ein Geschenk-Sparkonto können bei Postfinance beispielsweise Grosseltern für ihre Enkel oder eine Gotte für ihr Patenkind eröffnen. Rechtlich gesehen ist das Kind Kontoinhaber. Wird es volljährig, erhält es automatisch die Kontovollmacht. Konto- und Zinsbelege erhält bis dann aber diejenige Person, die das Konto eröffnet hat und darauf einzahlt. Und diese Person musste bereits bei der Kontoeröffnung eine Steuersitz-Erklärung ausfüllen.
Postfinance-Sprecher Johannes Möri räumt daher gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» ein: «Wir haben von den Kontoinhabern der Geschenk-Sparkontos ebenfalls diese Dokumente eingefordert. Das wäre eigentlich gar nicht nötig.»
Adressdatei wurde nicht bereinigt
Beim Versand sei ein Fehler passiert. Normalerweise würde eine Adressdatei vor einem solchen Grossversand manuell noch einmal bereinigt. Dabei wären die Adressen der Kinder mit einem Geschenk-Sparkonto aus dem Versand gestrichen worden. «Das ist hier leider vergessen gegangen», sagt der Postfinance-Sprecher
Für zusätzliche Verwirrung sorgte dieses Schreiben in einigen betroffenen Familien, weil die Eltern vom Geschenk-Sparkonto ihres Kindes gar nichts gewusst hatten. Die Grosseltern oder eine Gotte hatten dieses Konto als Überraschung eingerichtet. Und die Eltern des Kindes würden von Postfinance nicht aktiv über dieses Geschenk-Sparkonto informiert, sagt Postfinance-Sprecher Johannes Möri: «Das ist nicht vorgesehen. Eltern haben aber in jedem Fall ein vollständiges Informationsrecht über die finanziellen Verhältnisse ihres Kindes.»
Wenn Eltern bei der Postfinance anfragen, ob ihr Kind dort ein Konto hat, wird ihnen dies gesagt. Der Postfinance tut es leid, dass in einigen Familien nun diese Überraschung aufgeflogen ist.
Ein Fehler kommt selten allein…
Beim erwähnten Versand ist gleich noch ein zweiter Fehler passiert. Aufgrund eines technischen Fehlers in der Produktion wurde das Schreiben bis zu viermal an dieselbe Person geschickt. Das habe natürlich Fragen aufgeworfen, sagt Postfinance-Sprecher Johannes Möri. Der Kundendienst hatte entsprechend mehr zu tun, als bei einem normalen Grossversand.