Darum geht es: Zürcher Polizistinnen und Polizisten sollen mit Körperkameras, sogenannten Bodycams, ausgerüstet werden. Dies hat die Zürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart nach den schweren Angriffen auf Polizisten vom Wochenende angekündigt. Mit Bodycams könnten Krawallmacher erkannt und überführt werden, so die Hoffnung. Zürich wäre der erste Kanton, der Bodycams einsetzt. Andere Kantone überlegen es sich.
Mögliche Auswirkungen: Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, hat ein Pilotprojekt der Zürcher Polizei begleitet. Er glaubt nicht, dass Bodycams Gewalt gegen Polizisten enorm reduzieren würden. «Unsere Studie hat keine starken Argumente dafür geliefert», sagt er.
Die Studie hat keine starken Argumente dafür geliefert, dass Bodycams solche Vorfälle, wie wir sie am Wochenende erlebt haben, reduzieren.
«Auch nicht dafür, dass sie solche Vorfälle, wie wir sie am Wochenende erlebt haben, reduzieren.» Gleichwohl habe die Studie Hinweise darauf ergeben, dass Bodycams auf Seiten der Polizistinnen und Polizisten viel Akzeptanz erfahre. «Dies, weil sie sich davon versprechen, gute Beweismittel damit zu sammeln», erklärt Baier. Die vorhandenen Filmaufnahmen könne man vor Gericht abspielen, so dass den Aussagen der Polizei eher Glauben geschenkt wird.
Nötige Voraussetzungen: Um Bodycams einzuführen, ist es laut Baier unbedingt notwendig, klare Regeln aufzustellen. «Regeln darüber, welche Personen innerhalb der Polizei Zugriff auf dieses Material haben, und darüber, wann das Material gelöscht wird.» Es gehe darum, den Polizistinnen und Polizisten zu signalisieren: «Wir wollen eure Arbeit nicht kontrollieren, sondern sie leichter machen. Und dafür gibt es gewisse Regeln.»
Dünne Erkenntnislage: Zur Wirkung von Bodycams wurde bislang nur wenig geforscht. Das bedauert Baier: «Als Wissenschaftler möchte man ja immer gute Argumente für die Einführung neuer Massnahmen haben.» Andererseits seien die Ansprüche an die Bodycams auch etwas hochgeschraubt worden.
Das ist der richtige Schritt, um den Polizisten ein Mittel an die Hand zu geben, das möglicherweise ihren Dienst vereinfacht.
Bei anderen Einsatzmitteln habe man nie nach einem empirischen Wirkungsnachweis gefragt. Bei Bodycams werde der jetzt gefordert. «Dabei haben wir es nur mit einer kleinen Videokamera zu tun, und diese soll plötzlich das Gewaltaufkommen stark reduzieren», kritisiert er. Der ZHAW-Dozent hält es dennoch für richtig, die Bodycams einzuführen. «Nicht unbedingt, um damit Gewalt zu reduzieren, sondern um den Polizisten ein Mittel an die Hand zu geben, das möglicherweise ihren Dienst vereinfacht.»