Warum schliesst das Sommercasino? Trotz intensiver Bemühungen sieht der Trägerverein Junge Kultur Basel keine Zukunft für das Sommercasino. In einer Mitteilung heisst es: Grund für die Schliessung sei unter anderem ein strukturelles Defizit des Jugendkulturzentrums. Die finanzielle Lage habe sich in den beiden vergangenen Jahren verschlechtert. Auch die Einschränkungen in der Coronazeit machten dem Sommercasino zu schaffen.
Gibt es weitere Gründe? Zudem plant der Kanton als Eigentümer der Villa eine Renovation des Gebäudes, was eine zusätzliche Herausforderung in der ohnehin angespannten Lage darstelle, heisst es. Das Jugendkulturhaus erhielt vom Kanton jährlich 825’000 Franken. Der aktuelle Jahresverlust beträgt rund 11’000 Franken.
Welche Reaktionen gibt es? Der Schliessungsentscheid hat in Basel viele Reaktionen ausgelöst. In sozialen Medien macht sich auch Unverständnis breit. Der Tenor: Es kann doch nicht sein, dass sich die reiche Stadt Basel kein solches Jugendkulturhaus leisten kann. Viele verbinden das «Soca» mit ihrer Jugend. Ganze Generationen gingen hier in den Ausgang, tanzten in der Disco «Drämmli» bis in die Morgenstunden, zogen zum ersten Mal an einer Zigarette oder an einem Joint oder lernten den ersten Schatz kennen.
Was sagt der Verein Junge Kultur Basel? Vorstand Jo Vergeat gibt sich selbstkritisch. «Es sind auch intern Fehler passiert. Vor allem bei Veranstaltungen, wo die Kosten falsch eingeschätzt wurden. Wir haben im Vorstand diese Fehler vielleicht zu spät erkannt.» Die finanziellen Probleme hätten sich jedoch schon seit längerer Zeit abgezeichnet und der Kanton sei nicht bereit gewesen, die Subventionen zu erhöhen, betont Vergeat.
Was sagt der Kanton dazu? Dort heisst es: «Es hat sich gezeigt, dass sich die Jugendkultur in den letzten Jahren verändert hat und wahrscheinlich auch das Ausgehverhalten der Jugendlichen. Dem muss man jetzt Rechnung tragen», sagt Sarah Thönen vom Erziehungsdepartement, welches in Basel für die Jugendförderung zuständig ist.
Welche historische Bedeutung hat das Areal? Das zwischen 1822 und 1824 erbaute Sommercasino gilt in der Region Basel als Institution für Jugendkultur. Die Villa mit Park wurde 1962 zum ersten Jugendhaus der Schweiz umfunktioniert und ist seit 1986 gemäss eigenen Angaben das grösste Jugendkulturhaus der Region. Bis Ende 2015 wurde das Sommercasino vom Verein Jugendarbeit Basel Juar getragen. Schon damals gab es finanzielle Probleme. 2016 übernahm der Trägerverein Junge Kultur Basel den Betrieb. Dieser geht nun im kommenden September zu Ende.
Besteht noch Hoffnung auf eine Zukunft? Der Trägerverein will in den kommenden Wochen mit dem Kanton das konkrete Ausstiegsszenario und den Zeitplan für die Schliessung klären. Die betroffenen Mitarbeitenden haben die Kündigung erhalten.
Wie geht es mit dem Gebäude weiter? Ob nach der geplanten Renovation der Villa das Sommercasino wieder von Jugendlichen in Beschlag genommen wird, ist offen. Sarah Thönen von Erziehungsdepartement sagt: «Wir sehen in dieser Schliessung auch eine gewisse Chance, dass man die Jugendkulturförderung jetzt neu ausrichtet.» Dies müsse nicht zwingend am gleichen Standort sein. Auch Jo Vergeat spricht sich für einen Neustart an einem anderen Ort aus. Die Geschichte des ältesten Jugendhauses der Schweiz geht demnach sehr wahrscheinlich im September nach über 60 Jahren zu Ende.