Vinzenz Köchli ist über 90 Jahre alt und unheilbar krank. Er weiss, dass er bald sterben wird und eine Behandlung nichts mehr bringt. Die letzten Wochen und Tage seines Lebens verbringt Köchli im Sterbehospiz Solothurn in Derendingen. Und es gefällt ihm ausgesprochen gut hier: «Hier betreuen sie mich mit so viel Empathie und Liebe, die man sonst nirgendwo findet. Für die Art, wie ich gehen möchte, ist das ideal.»
Köchli ist eine von rund 40 Personen, welche im Sterbehospiz Derendingen leben oder gelebt haben, seit das Hospiz vor einem Jahr eröffnet wurde. Er wird hier von einem Team aus verschiedensten Fachleuten behandelt, gepflegt und begleitet. Wie in allen Hospizen ist das Ziel, einem sterbenden Menschen individuell die bestmögliche Lebensqualität bis zum Tod zu ermöglichen. Doch so akzeptiert dieses Ziel in Medizin und Politik ist, es kostet viel. Das Hospiz muss mittelfristig um sein eigenes Überleben kämpfen.
Wir brauchen jährlich etwa 400'000 Franken an Spendengeldern.»
In einer Mitteilung zum einjährigen Bestehen des Hospizes in Derendingen weist der Trägerverein auf ein Problem hin, das fast alle Sterbehospize der Schweiz kennen: Die Finanzierung ist schwierig. Nur rund die Hälfte der Kosten würden durch gesetzliche Tarife und die Krankenkassen gedeckt, die andere Hälfte müsse über private Spenden finanziert werden, sagt Heidi Zumbrunnen, die Präsidentin des Sterbehospizes Solothurn. Die Beschaffung dieser Spenden sei allerdings eine riesige Herausforderung.
«Wir brauchen jährlich etwa 400'000 Franken an Spendengeldern», sagt Zumbrunnen. Doch trotz grosser Anstrengungen bei der Suche nach Spendengeldern könne man die Finanzierung aktuell nicht sicherstellen. Der Dauerbetrieb des Hospizes sei deshalb gefährdet. Hauptgrund für dieses Problem ist die Politik.
Unterfinanzierung muss politisch gelöst werden
Sterbehospize gelten heute als Pflegeheime und erhalten deswegen von der öffentlichen Hand und den Krankenkassen dieselben Beiträge pro Patientin und Patient bezahlt. Allerdings ist dieser Betrag zu tief und deckt die Kosten nicht, denn die Arbeit im Hospiz ist anders als im Pflegeheim.
Im Sterbehospiz brauche es mehr und anderes Personal als im Pflegeheim, erklärt Heidi Zumbrunnen, deswegen funktioniere die Finanzierung mit den Pflegeheim-Ansätzen nicht. Diese Situation sei unverständlich, da sich in der Politik und der Gesellschaft ja eigentlich alle einig seien, dass es Sterbehospize brauche und dass die spezialisierte Pflege von Sterbenden wichtig sei. «Es wäre wichtig, dass das in nützlicher Frist finanziell besser geregelt wird».
Obwohl das Problem schon lange bekannt ist, hat sich bisher nichts geändert. Aus Sicht des nationalen Dachverbandes der Sterbehospize, müsste die Politik diese Unterfinanzierung endlich anpacken, forderte die Vizepräsidentin des Verbandes kürzlich in der Neuen Zürcher Zeitung. Sibylle Jean-Petit-Matile weist im Artikel darauf hin, dass die Alternative zu den Hospizen meist eine Spitaleinlieferung sei. Dies käme aber alle viel teurer zu stehen als ein Hospiz-Platz.
Auch Heidi Zumbrunnen vom Hospiz Derendingen appelliert nach einem Jahr Hospiz-Betrieb an den Kanton Solothurn. Die öffentliche Hand müsse das Hospiz mehr unterstützen: «Hospize füllen eine Lücke in der Versorgung, sie sind politisch gewollt, nur die Finanzierung ist noch nicht geregelt.»