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Fitnessbloggerin in Istanbul Doris Hofer will die Türkei fit trimmen

Die gebürtige Bernerin Doris Hofer will die Türkinnen und Türken zu einem gesunden Lebensstil animieren. Mit Fitness- und Ernährungstipps im Internet. Nicht einfach in einem Land, das immer konservativer wird und sexy Frauen nicht gerne sieht. «10vor10» hat sie porträtiert.

Sexy und fit wie ein Turnschuh ist sie, Doris Hofer. «Für einen solchen Körper muss man sich bewegen, muss Gewichte heben, auf die Ernährung achten», sagt Hofer in der Sendung «10vor10».

Die 41-Jährige ist gebürtige Bernerin, lebt jedoch seit zwölf Jahren in der türkischen Mega-Metropole Istanbul. Das Ziel der Fitness- und Ernährungsbloggerin ist es, die Türken fit zu trimmen, sie zu bewegen, gesünder zu essen und zu leben. In einem Land wie der Türkei, nicht ganz einfach.

500'000 Follower

Hofer produziert ihre Inhalte selbst, zuhause vor dem Computer. Es ist ein einsamer Job. Doch diese Einsamkeit verfliegt schnell, wenn sie ihre Videos und Blog-Beiträge auf verschiedenen sozialen Netzwerken im Internet veröffentlicht. Denn dann folgen ihr eine Viertelmillion Menschen, turnen ihre Übungen nach und kochen ihre Rezepte.

Für einen solchen Körper muss man sich bewegen, Gewichte heben, auf die Ernährung achten.
Autor: Doris Hofer Fitnessbloggerin in der Türkei

Die Fitnessübungen absolviert sie in figurbetonter, sexy Kleidung, kommentiert und filmt sich dabei selbst. Auch ihre Gerichte kocht sie für die Fans vor, stellt die Videos, Rezepte und fertigen Gerichte online.

Fans auch auf dem Land

Doch Hofer ist mehr als eine Food- und Fitness-Bloggerin. Sie will nicht nur die junge Generation erreichen. «Die, die mich wirklich nötig haben, sind meist älter, haben vielleicht Diabetes. Um diese Menschen in der Türkei erreichen zu können, muss ich beispielsweise im Fernsehen auftreten.» Die Schweizerin ist unterdessen ein gern gesehener Gast im türkischen Fernsehen, präsentiert ihr Ernährungs- und Fitness-Programm dort einem Millionenpublikum.

Ihre Philosophie richtet sich an Menschen, die keine Möglichkeit haben, ein Fitnessstudio zu besuchen oder an Frauen, die nicht oft das Haus verlassen. «Die Übungen sind einfach konzipiert, ohne Hilfsmittel. So, dass sie jeder – auch auf dem Land in einer einfachen Stube – nachmachen kann.»

Wenn es heissen würde, ich darf keine Videos mehr bauchfrei machen, müsste ein Kopftuch tragen – das wäre der Moment, die Türkei zu verlassen.»
Autor: Doris Hofer Fitnessbloggerin in der Türkei

Ein Buch mit Gesundheitstipps, das Hofer vor kurzem veröffentlicht hat, hat sich bereits 10'000 Mal verkauft. Mit ihrem Konzept hat sie als Bloggerin und Buchautorin zu den herausragenden Persönlichkeiten im Fitness- und Ernährungsbereich in der Türkei geschafft. Immer mehr Firmen und Sponsoren buhlen um die Schweizerin.

Rollenvorbild für Türkinnen

Doris Hofer kam der Liebe wegen nach Istanbul, heiratete einen türkischen Geschäftsmann, lernte fliessend Türkisch und brachte zwei Kinder zur Welt, Zoé (9) und Noah (7). Die Ehe ist heute geschieden. Doch nach der Scheidung vor gut drei Jahren hat Hofer ihre Karriere erst richtig vorangetrieben.

Gerade weil sie dies nach einer Scheidung gewagt hat, ist sie ein Rollenvorbild für viele Türkinnen, die sich nach einer Trennung eher in den Hintergrund zurückziehen. «Ich weiss, dass ich in dieser Sache vielen Frauen Kraft gebe», sagt Doris Hofer. Entsprechend fallen Nachrichten und Mails von Fans aus, die ihr täglich zugeschickt werden. Darin steht etwa, sie sei in allen Lebensbereichen ein Rollenvorbild.

Schwierige politische Lage

Doris Hofer ist eines der modernen Gesichter der Millionen-Metropole Istanbul. Die politische Lage und die immer autoritärer regierende Regierung des Präsidenten Erdogan lassen die Schweizerin aber nicht kalt. Unweigerlich muss sich die 41-jährige mit der politischen Lage und den gesellschaftlichen Veränderungen im Land auseinandersetzen. «Wenn es heissen würde, ich darf keine Videos mehr bauchfrei machen, müsste ein Kopftuch tragen, oder wenn in den Schulen Religionsunterricht das grosse Thema würde – das wäre der Moment, die Türkei zu verlassen.»

Auch wenn viele Ausländer und gut ausgebildete Türkinnen und Türken derzeit das Land verlassen, Doris Hofer gibt nicht auf. Sie will vorerst bleiben und ihre Mission, die Türken fit zu trimmen, zu Ende bringen.

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