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Wie Leopold und seine Schwester in der Schweiz Schlagzeilen machten
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 15.09.2021. Bild: Wikicommons
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Flucht mit Prostituierter Dieses königliche Geschwisterpaar mischte die Schweiz auf

Luise und Leopold vom Hause Habsburg flohen mit ihren Affären in die Schweiz. Die Bevölkerung war entzückt – zunächst.

Das Leben der Geschwister Luise und Leopold böte Stoff für eine packende Fernsehserie. Ähnlich wie «The Crown» – nur besser. Die Nachfahren des Habsburger Kaiserhauses warfen ihre königlichen Privilegien über den Haufen und flohen im Jahre 1902 in die Schweiz. Mit dabei: Eine ehemalige Prostituierte und ein Sprachlehrer, die Affären der beiden. «Eine abenteuerliche Geschichte» sei diese Flucht gewesen, sagt der Zuger Autor Michael van Orsouw. Er hat ein Buch über die beiden geschrieben.

Schwarz-Weiss-Aufnahme eines Mannes und einer Frau
Legende: Das Geschwisterpaar Luise und Leopold aus dem Hause Habsburg: Ihre Flucht in die Schweiz interessierte in ganz Europa. Wikicommons

Da ist einerseits Erzherzog Leopold Ferdinand von Österreich-Toskana. Er hatte sich in die ehemalige Prostituierte Wilhelmine Adamovic verliebt und wollte sie heiraten. Ein Wunsch, der in der damaligen Zeit richtig skandalös war. «Es gab zwar immer wieder Adelige, die Verhältnisse mit Prostituierten hatten. Doch heiraten, das ging nicht», sagt Autor van Orsouw.

Blitzschnelle Einbürgerung

Für Leopold blieb nur eine Möglichkeit: die Flucht. Zusammen mit seiner Schwester reiste er im Jahr 1902 mitten in der Nacht aus Österreich ab und kam in die Schweiz. Da nahm er den bürgerlichen Namen Leopold Wölfling an und verzichtete fortan auf seinen adeligen Titel und seinen Rang. Später heiratete er seine Geliebte.

Alte Schwarz-Weiss-Aufnahme zweier Häuser
Legende: Die Villa Seeburg am Zugersee (links): Hier lebte Leopold mit seiner Geliebten. Bibliothek Zug

Sie liessen sich in Zug in der Villa Seeburg direkt am See nieder. Zwei Jahre später wurde Leopold Bürger der Stadt Zug, die Bevölkerung sprach sich einstimmig dafür aus. «Man musste damals nur zwei Jahre in der Schweiz gewohnt haben, bevor man sich einbürgern lassen konnte», weiss van Orsouw.

Luises Ehebruch

Die Zugerinnen und Zuger waren offenbar mächtig stolz auf den königlichen Mitbürger. Dazu van Orsouw: «Sie waren stolz, dass dieser ehemalige Erzherzog Zuger werden wollte. Solche Blaublüter kannte man sonst nur aus den Zeitungen und plötzlich hatte man einen vor sich.» Ausserdem beteiligte sich Leopold am gesellschaftlichen Leben, war etwa Mitglied in einem Kegelklub und verkehrte in verschiedenen Beizen.

Porträt von Wilhelmine Adamovic
Legende: Wegen ihr verzichtete Leopold auf seine königlichen Titel und Ränge: Die Ex-Prostituierte Wilhelmine Adamovic. Österreichische Nationalbiliothek

Auch Leopolds Schwester Luise floh wegen der Liebe in die Schweiz. Sie liess ihren Ehemann und ihre fünf Kinder zurück, um mit dem Sprachlehrer ebendieser Kinder zusammen zu sein. Ihr Mann, der künftige König von Sachsen, leitete die sofortige Scheidung ein. Pikant: Bei der Flucht war sie mit ihrem sechsten Kind schwanger. Unklar war, ob es vom Ehemann oder vom Sprachlehrer war.

Die Flucht der königlichen Sprosse machte Schlagzeilen in ganz Europa. Kritik gab es auch an der Schweiz, weil sie über die Skandale der beiden hinwegsah. Doch: Die Geschichte kratzte vor allem am Lack der Habsburger. «Es war der Anfang der Zerfallserscheinungen», ist Michael van Orsouw überzeugt. «Das ehrwürdige alte Kaiserhaus war völlig morsch im Gebälk. 1918 war es dann definitiv fertig mit dem Hause Habsburg.» Die Flucht der beiden habe einen kleinen Teil zum Einsturz beigetragen.

Auch die Schweizerinnen und Schweizer verloren später übrigens ihre Begeisterung für Leopold. Seinen «sittenlosen» Lebensstil führt er auch in der Schweiz weiter. Bereits im Jahr 1907 lässt er sich von seiner neuen Ehefrau scheiden und heiratet Marie Ritter – auch sie eine Ex-Prostituierte.

Das Buch zum skandalösen Geschwisterpaar

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Legende: Hier und Jetzt Verlag

«Luise und Leopold» ist das neuste Buch des Zuger Autors Michael van Orsouw. Bereits zuvor hat er über Adelige in der Schweiz geschrieben. In «Blaues Blut» etwa erzählt er 13 Geschichten, die Königinnen und Kaiser hier erlebt haben.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 15.09.2021, 17.30 Uhr;

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