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Graubünden: Vorzeitiger Alpabzug wegen Wolfsangriffen
Aus Schweiz aktuell vom 30.08.2022.
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Flucht vor dem Wolf Wolf zum Abschuss frei – trotzdem müssen 1300 Schafe ins Tal

  • 1300 Schafe sind am Montag frühzeitig von der Börteralp bei Klosters abgezogen worden. Zu gross ist die Angst vor neuen Wolfsattacken.
  • Am Dienstag ist ein Wolf in der Region Klosters zum Abschuss freigegeben worden. Er soll auf der Börteralp in einer Woche gegen 20 Schafe gerissen haben.

Der Kanton Graubünden hat einen Wolf in Klosters zum Abschuss freigegeben. Im aktuellen Alpsommer seien auf drei Alpen in Klosters 60 Schafe Wolfsangriffen zum Opfer gefallen, begründet er den Schritt. Die Abschussbewilligung gilt ab dem 1. September für 60 Tage. Ohne Abschuss lasse sich das Schadenpotenzial nicht kontrollieren, teilt das Bündner Amt für Jagd und Fischerei mit.

Auf den drei Alpen erfolgten 15 Angriffe auf Nutztiere. Die Raubtiere rissen mehr als zehn Schafe auf geschützten Weiden, womit die gesetzliche Quote für einen Abschuss erfüllt sei.

Vorzeitiger Alpabzug

Von der Börteralp bei Klosters zogen die Bewirtschafter die Tiere bereits ab. Damit geht für 1300 Schafe, zwei Hirten und vier Hirtenhunde die Alpsaison vorzeitig zu Ende. Die Schafe wurden gestern ins Tal getrieben, verladen und kehren aktuell zu ihrem Besitzer aus dem Kanton Luzern zurück. «Die Hirten sind psychisch und physisch am Ende», sagt Andreas Ruosch, Vizegemeindepräsident von Klosters-Serneus.

Seit Juni wurden auf drei Alpen im Schlappin 60 Schafe gerissen. Auf der Börteralp waren es allein letzte Woche 20 Risse. Das Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden bestätigt die Risse auf Anfrage des Regionaljournals Graubünden von SRF.

Herdenschutzhunde, Hirtinnen und Hirten sind erschöpft.
Autor: Medienmitteilung Gemeinde Klosters

Die Gemeinde Klosters schreibt in einer Mitteilung, Herdenschutzhunde, Hirtinnen und Hirten seien erschöpft. Und die Schafe seien total verängstigt. «Trotz mustergültiger Schutzmassnahmen der verantwortlichen Personen sind die Hirten psychisch und körperlich am Ende und mussten teilweise nach Hause», schreibt die Gemeinde weiter.

Grosse Herden kaum kontrollierbar

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Schafe, die ihre Herde verlieren, sind für den Wolf ein gefundenes Fressen. Bei Nebel ist es schwierig, Herden mit über tausend Tieren beisammenzuhalten.

Die Schafe im Schlappin wurden durch Herdenschutzhunde geschützt.

Verlorene Schafe gelten für den Bund nicht als geschützt und sind bei den Abschusszahlen nicht anrechenbar.

Für die Gemeinde Klosters ist die vorzeitige Alpentladung schwierig. «Wir stecken Millionenbeträge in Alpsanierungen und die Erschliessung von Alpen», sagt Andreas Ruosch, Vizegemeindepräsident von Klosters-Serneus. Und er ergänzt: «Wir stehen voll hinter den Alpbetrieben und dem Alppersonal». Als Tourismusregion seien intakte, bewirtschaftete und beweidete Alpen wichtig.

Zwei Alpen haben aufgrund der Vorfälle im vergangenen Jahr gar keine Alpauffuhr mehr gemacht.
Autor: Peter Küchler Direktor Landwirschaftliches Zentrum Plantahof Landquart

Es ist nicht die erste Alp, die so auf Wolfsrisse reagiert. «Ich weiss mit Bestimmtheit von zwei weiteren Bündner Alpen, die ihre Schafe vorzeitig ins Tal zurückführten und von zwei Alpen, die aufgrund der Vorfälle im vergangenen Jahr gar keine Alpauffuhr mehr machten», sagt Peter Küchler, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Plantahof in Landquart.

Probleme auch im Wallis

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Auch im Wallis haben Sennen ihre Sachen zusammen gepackt und sind vorzeitig ins Tal. «Die Situatione ist in den beiden Kantonen sehr ähnlich», sagt Moritz Schwery vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Visp. Beide Kantone hätten ähnlich dichte Wälder. Graubünden habe tendenziell die grösseren Alpen.

In den letzten zehn Jahren wurden im Kanton Wallis um die 30 Schafalpen aufgegeben. «In 12 Fällen war die Grossraubtierpräsenz der Grund für die Aufgabe oder spielte zumindest eine entscheidende Rolle», sagt Schwery. In den restlichen Fällen sei der Grund der Aufgabe nicht bekannt. Natürlich könne auch hier der Wolf eine wichtige Rolle gespielt haben.

Der Alpabzug von der Börteralp war ursprünglich am 17. September geplant gewesen. Auf vielen Bündner Alpen bleiben die Tiere laut Peter Küchler vom Landwirtschaftlichen Zentrum des Kantons Graubünden bis im Oktober.

Regionaljournal Graubünden, 29.08.2022, 17:30 Uhr;

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