Im Gespräch hört man Brigitte Hauser-Süess nicht mehr an, dass sie im Kanton Luzern, genauer in Kriens, aufgewachsen ist. Sie spricht Walliser Dialekt. Was nicht verwundert, schliesslich wohnt sie seit beinahe 50 Jahren im Oberwallis.
Hierhin kam Brigitte Hauser-Süess als 22-Jährige, heiratete den Langlauf-Olympia-Bronzemedaillengewinner Eduard «Edi» Hauser – und startete ihre Politkarriere.
Ich habe Theater gespielt, das war eine gute Vorbereitung für die Politik.
Brigitte Hauser-Süess war die erste Frau an der Spitze der CVP Oberwallis. Notabene als «Grüezi», als «Üsserschwiizeri». «Dass ich den Walliser Dialekt schnell annahm, half bestimmt», sagt Hauser-Süess, «und auch, dass kein Mann den Posten wollte.»
Dass ihr Mann im Wallis viele Sympathien genoss, habe ihr den Einstieg in die Politik sicher erleichtert: «So ein flotter Burscht kann keine leide Frau haben», hätten sich die Leute wohl gedacht. Ausserdem habe sie Theater gespielt. «Das war eine gute Vorbereitung für die Politik», sagt Brigitte Hauser-Süess.
Im Wallis habe sie sich gesellschaftlich engagiert – etwa im Turnverein und in Frauenorganisationen. «Ich habe gemerkt, dass gewisse Dinge fehlten, die mir wichtig sind. Etwa eine externe Kinderbetreuung.» Ein Angebot, welches Brigitte Hauser-Süess gerne gehabt hätte, als ihr Sohn zur Welt kam – und sie weiterarbeiten wollte.
1991 übernimmt Hauser-Süess das Präsidium der CVP-Frauen Schweiz. Ein prägendes Thema war die Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch.
Die CVP-Frauen sprachen sich 1997 für die Fristenlösung aus und stellten sich damit gegen ihre Mutterpartei. Dies hatte Signalwirkung: Die Schweizer Bevölkerung sagt im Jahr 2002 schliesslich Ja zur Fristenlösung.
Angefeindet und beleidigt
Brigitte Hauser wird als «Mutter der Fristenlösung» betitelt, weil sie als Präsidentin der CVP Frauen Schweiz eine der prägenden Persönlichkeiten war. Sie wurde im Nachgang der Abstimmung aber auch angefeindet und beleidigt.
Trotzdem sagt Brigitte Hauser heute: «Es blieb nichts hängen aus dieser Zeit. Klar, es war eine schwierige Zeit. Aber mein Umfeld hat mehr gelitten als ich selbst.»
Ein weiteres Glanzstück gelingt ihr rund um die Bundesratswahlen 1999. Sie macht sich dafür stark, dass die CVP mit zwei Frauen zur Wahl antritt. Gewählt wird schliesslich Ruth Metzler. Für Brigitte Hauser-Süess folgt damit der berufliche Umzug nach Bundesbern: Sie wird Mediensprecherin des heutigen Bundesamtes für Migration.
«Christoph Blocher hatte Humor»
Nach Metzlers Abwahl wird SVP-Bundesrat Christoph Blocher ihr Chef. «Mit Christoph Blocher habe ich sehr gerne zusammengearbeitet», sagt Hauser-Süess, «er gab klare Anweisungen und Aufträge – und ich konnte auch sehr gut mit ihm diskutieren. Und er hatte Humor.»
Später arbeitete sie auch noch für Eveline Widmer-Schlumpf und Doris Leuthard. Aktuell ist Brigitte Hauser-Süess persönliche Mitarbeiterin von VBS-Vorsteherin und Bundespräsidentin Viola Amherd.
Mein Arbeitstag fängt ziemlich früh an und hört ziemlich spät auf.
Insgesamt hat Brigitte Hauser in vier Departementen gearbeitet. «Es war in allen spannend», sagt sie. «Mein Arbeitstag fängt ziemlich früh an und hört ziemlich spät auf. Ich habe viele Sitzungen und muss viele Dokumente lesen.»
Es sind ihre letzten Monate im Bundeshaus. Gegen Ende Jahr geht die dannzumal 70-jährige Brigitte Hauser-Süess in Pension. Dieser Gedanke bereite ihr keine Sorgen. Im Gegenteil: «Ich freue mich darauf, dass ich künftig meine freien Tage und Ferien nicht mehr um Sitzungen herum planen muss.»