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Förderung der Kultur Türkische Regierung plant Wochenendschulen in der Schweiz

  • Die türkische Regierung lanciert eine neue Bildungsoffensive für die Gemeinde der Türken im Ausland – darunter auch in der Schweiz.
  • Wie der «Sonntagsblick» berichtet, will das Ministerium für Auslands-Türken in 15 westlichen Ländern Wochenend-Schulen gründen, damit Schüler in türkischer Religion und Kultur gebildet werden können.
  • Die Kurse in der Schweiz sollen von türkischen Organisationen geführt werden und sind als Freizeit-Aktivität und freiwillige Ergänzung zur Volksschule gedacht.

Seit einem Monat ist das Angebot auf der Seite des Ministeriums für Auslands-Türken aufgeschaltet. Dieses unterstütze Projekte, «um die Identität, Kultur und Werte von Bürgern im Ausland zu erhalten, damit sie zu aktiven Individuen werden und ihre Beziehungen zum Mutterland bewahren».

Die Türkei stosse damit in die Lücke, die durch das Zurückdrängen der Gülen-Bewegung entstanden sei, um die religiöse Bildung zu kontrollieren, sagt Islamwissenschaftler Reinhard Schulze. Er kritisiert aber: «Ich denke, es sollte den türkischen Gemeinden selbst überlassen sein, wie sie ihre Identität aushandeln, wie sie ihre Identität gestalten.»

Wie sehen die Kurse konkret aus?

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Geplant sind fünf Wochenend-Stunden für Schüler von sechs bis 17 Jahren, zwei Stunden in türkischer Sprache, je eine in Geschichte, Religion und Kultur. Unterrichtsmaterial und Lehrer bezahlt der türkische Staat. Allerdings müssen sich auch die Eltern an den Kosten beteiligen.

Eine Steuerung durch die türkische Regierung selbst erachtet er schon als problematisch, selbst wenn es in diesem Fall auf einem relativ niedrigen Niveau erfolge.

Keine Bewilligung notwendig

Die neuen Kurse haben nichts mit den bereits bestehenden «Kursen für heimatliche Sprache und Kultur» zu tun. Diese finden in der Regel in den Räumlichkeiten der Schweizer Volksschule statt. Die Kantone prüfen und bewilligen Lehrmittel und Unterrichtspersonen.

Für die neuen Wochenendkurse brauche es hingegen keine Bewilligung, teilt Silvia Steiner mit, die Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz. Dies, weil es Freizeitveranstaltungen seien. Aber selbstverständlich müssten die schweizerischen Gesetze eingehalten werden.

Die türkischstämmige Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne) befürchtet eine Spaltung der türkischen Gesellschaft in der Schweiz: «Die Türkei hat mehrere Sprachen, Kulturen und Religionen. Und dass der Staat jetzt nur für die eine Regierungsseite so ein Angebot macht, führt dazu, dass sehr viele ausgeschlossen werden.»

Die türkische Botschaft hat eine Anfrage der Tagesschau zu diesen Kursen nicht beantwortet.

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