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Folgen des Klimawandels Müssen wir bald mehr Wasser sparen?

Warnsysteme gibt es bei Hochwasser, Lawinen oder Waldbrandgefahr. Neu wird auch vor drohender Wasserknappheit gewarnt.

Kaum ein Land hat auf so kleinem Raum so viele Seen, Flüsse und Gletscher wie die Schweiz. «Wir sind das Wasserschloss von Europa», sagt Paul Steffen, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Umwelt Bafu.

2003 betrugen die Einbussen allein in der Landwirtschaft rund 500 Millionen Franken.
Autor: Paul Steffen Stv. Direktor des Bundesamts für Umwelt Bafu

Und trotzdem tue die Schweiz gut daran, das Thema Trockenheit ernst zu nehmen. «Die Naturgefahr Trockenheit tritt immer häufiger auf», sagt Steffen. Die Zahlen sind eindeutig: längere Phasen ohne Niederschlag, weniger Gletscherschmelze, höhere Temperaturen. Schuld ist der Klimawandel.

Immense Schäden möglich

Schon jetzt seien die Folgen von Trockenheit teils massiv, sagt Steffen. «Im trockenen Jahr 2003 betrugen die Einbussen in der Landwirtschaft rund 500 Millionen Franken.» Trockenheit wirkt sich auf die Ernte aus, auf die Tierhaltung oder Futterproduktion.

Aber nicht nur die Landwirtschaft leidet, sondern auch die Schifffahrt – wenn sie zum Beispiel nur die Hälfte der Fracht laden kann, weil der Pegel der Flüsse zu tief ist. Oder die Umwelt, die Tiere, der Wald.

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Deshalb soll künftig das nationale Früherkennungssystem Hilfe leisten. Mithilfe einer Ampel – von grün für nicht trocken bis rot für extrem trocken – soll bis zu vier Wochen im Voraus über mögliche Trockenphasen informiert werden. Damit sich betroffene Regionen vorbereiten können: «Um dann parat zu sein», wie Steffen sagt.

Tessiner Gemeinden helfen sich aus

Natürlich ist für viele Kantone die Trockenheit nicht ein neues Phänomen. Im Tessin zum Beispiel begann man schon vor dreissig Jahren damit, sich auf immer trockenere Sommer vorzubereiten. Die Wasserversorgung wurde überregional ausgebaut.

Im Fall einer Dürre helfen sich die Tessiner Gemeinden gegenseitig aus.
Autor: Mauro Veronesi Leiter des Umweltamts im Tessin

«Das Ziel war, die Gemeinden zu verknüpfen. So können sie sich im Falle einer Dürre mit Wasser aushelfen», sagt Mauro Veronesi, der im Tessin das zuständige Amt leitet.

Mehr Wirkung, wenn der Bund warnt?

Dass der Bund sich jetzt dem Thema Trockenheit stärker widmet, findet Veronesi gut. Bis jetzt sei es zum Beispiel schwierig gewesen, die Bevölkerung in trockenen Phasen davon zu überzeugen, auf gewisse wasserintensive Tätigkeiten zu verzichten. Dazu gehören etwa Autowaschen oder private Swimmingpools füllen.

Trockenes Hafenbecken mit Stegen und einem blauen Boot.
Legende: Noch am 11. April, also vor rund vier Wochen, war es in weiten Teilen der Schweiz viel zu trocken – wie hier bei Konstanz am Bodensee. Inzwischen hat sich die Situation entspannt – vorerst. Reuters / Angelika Warmuth

Da könne das nationale Warnsystem helfen, ist Veronesi überzeugt. «Der Index ist wissenschaftlich fundiert und vom Bund herausgegeben. Das sollte die Bevölkerung überzeugen.» Ob die Bevölkerung künftig bei Trockenheit allerdings wirklich besser mitmacht beim Wassersparen, muss sich erst noch zeigen.

Ein aktueller Blick auf die Trockenheitsdaten des Bundes zeigt: Die Schweiz erfüllt ihr Image, ein Wasserschloss zu sein. Alles derzeit im grünen Bereich – nachdem noch vor wenigen Wochen mancherorts grosse Trockenheit geherrscht hatte.

Echo der Zeit, 8.5.2025, 18:00 Uhr; wilh

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