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Folgen von «No Billag» Viele lokale Medien kommen nicht ohne Gebühren aus

  • 13 Regionalfernsehsender und 22 Lokalradios erhalten pro Jahr insgesamt 67,5 Millionen Franken Radio- und Fernsehgebühren.
  • Ab 2019 sind es 81 Millionen Franken, während die SRG ab dann jährlich 1,2 Milliarden Franken bekommt.
  • Eine Annahme der «No Billag»-Initiative hätte für die regionalen TV- und Radiosender grosse Auswirkungen. Umstritten ist jedoch, welche genau.

Anfragen von «10vor10» bei verschiedenen regionalen Stationen und Branchenverbänden haben ergeben, dass ein Ja für diese Medienunternehmen nicht vorteilhaft wäre. So sagt Martin Muerner, Leiter von Radio BeO in Interlaken: «Für uns würde die Annahme der Initiative bedeuten, dass wir in dieser Form nicht mehr existieren können.»

«Werbegelder fliessen in die Städte»

Rund 50 Mitarbeiter arbeiten für das Lokalradio im Berner Oberland und informieren insbesondere über regionale Themen. Gerade diese Informationsvermittlung sei das Teure am Radiomachen und ohne Gebühren nicht möglich, hält Muerner fest. Mit den Gebühren habe der Gesetzgeber ermöglicht, dass auch in Rand- und Bergregionen Radios existieren können. «Und nicht nur in den Städten, wohin die grossen Werbegelder fliessen.»

Andreas Kleeb, Mitglied des Kernteams der «No Billag»-Initiative, sieht das anders. Kleeb war früher Verwaltungsrat und Mitbesitzer von Radio Sunshine. Er sagt, dass das Privatradio-Angebot ohne Gebühren nicht kleiner werden würde, dass es aber mehr Zusammenarbeit brauche. «Es ist davon auszugehen, dass Zusammenschlüsse notwendig sind.» Kleeb verweist als Beispiel auf die Übernahme von Radio Sunshine durch Radio Central in der Zentralschweiz, die aber als eigenständige Marken erhalten geblieben seien.

21 Lokalradios erhalten keine Gebühren

Bereits heute gibt es in der Schweiz 21 Lokalradios, die keine Gebühren erhalten. Für Lokalradios, die in Agglomerationen senden, ist kein Gebührenanteil vorgesehen. So kommt das Lokalradio Bern 1 ohne Gebühren aus und erzielt einen kleinen Gewinn. «Das wäre in einer Randregion aber nicht möglich», sagt der stellvertretende Geschäftsführer Dominique Hofer. Er spricht sich ebenfalls gegen die «No Billag»-Initiative aus.

Andreas Kleeb vom «No Billag»-Kernteam verweist hingegen auf ein grosses Potential von regionalen Werbegeldern, die verfügbar seien. «Lokalradios haben ein Riesenpotential, diese Werbegelder abzuholen.»

Nicht nur Lokalradios, sondern auch 13 regionale TV-Stationen mit rund 600 Mitarbeitern erhalten Gebührengelder. 42 Millionen Franken waren es im Jahr 2016.

Diese regionalen TV-Sender müssten nach Annahme der No-Billag-Initiative ohne Gebühren auskommen.

«Es wird Zusammenschlüsse geben»

In den Augen von «No Billag»-Mit-Initiant Andreas Kleeb wären die Sender dann gezwungen, mehr zusammenzuarbeiten. «Es wird Zusammenschlüsse der regionalen Fernsehen geben, das wird unumgänglich sein», sagt er im Gespräch mit «10vor10». «Wir wollen eine liberale Haltung, bei der die Wirtschaftlichkeit für die einzelnen Stationen gegeben sein muss.»

André Moesch, Geschäftsleiter des Ostschweizer Regionalfernsehens TVO und Präsident des Verbands Telesuisse, weist hingegen darauf hin, dass Regionalfernsehen in kleinen Gebieten senden. «Da gibt der Werbemarkt zu wenig her, um ein Fernsehen zu finanzieren.» Deshalb seien die Gebühren als Grundfinanzierung notwendig, damit man überhaupt ein regionales Fernsehangebot habe.

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