Wie klingt es, wenn künstliche Intelligenz einen traditionellen Schweizer Jodel generiert? Verblüffend echt bis hin zu gespenstisch und chaotisch: So in etwa kann man die Stücke zusammenfassen, die dieser Tage ein Computer in Altdorf rausspuckt.
Zum Nachdenken anregen
Der Computer wurde im Rahmen einer Ausstellung des Festivals Alpentöne installiert. Zu sehen ist diese vom 14. bis 17. August. Die Software, welche die Musikstücke generiert, ist das Produkt eines Forschungsprojekts der Hochschule Luzern.
Man wolle zum Nachdenken anregen, sagt Musikwissenschaftler und Projektleiter Yannick Wey. «Es soll eine Diskussion auslösen bei den Besuchenden. Sie sollen sich fragen, weshalb der Mensch überhaupt Musik macht und was genau auf uns zukommt mit dieser neuen Technologie.»
Fazit durchzogen
Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können auf Tablets auswählen, wie ihr generiertes Stück klingen soll. Modern oder traditionell? Mit oder ohne Instrumente? Aus Luzern oder dem Toggenburg? Danach versucht die KI, entsprechend zu musizieren.
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Bild 1 von 2. Die Ausstellung zur musizierenden KI kann während des Festivals Alpentöne in der Aula Hagen in Altdorf besucht werden. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Auf Tablets wählen die Besuchenden aus, wie ihr KI-generiertes Musikstück klingen soll. Bildquelle: SRF.
Das Fazit der ersten Besuchenden fällt durchzogen aus. «Ich bin erstaunt, wie nahe das, was ich gehört habe, einem Jodelklub kommt», sagt etwa ein Mann. Ein anderer hingegen meint zu seinem Stück: «Es klang, als würde man Teller durch die Küche werfen.» Und eine Frau fügt hinzu: «Ich mag es eigentlich, wenn es schräg klingt, doch dem hier zuzuhören, war echt schwierig.»
KI fantasiert
Programmiert hat die Volksmusik-KI Fabian Gröger von der Hochschule Luzern. Er fütterte die KI mit rund 700 Jodelstücken und diese erkannte daraus Muster. «Was wir hier hören, sind diese Muster, die der Algorithmus gefunden hat», sagt Gröger. .
Tatsächlich komme es ab und zu vor, dass die generierten Stücke ziemlich schräg und chaotisch klingen. Die KI fantasiert, wie man dies auch etwa von sprachbasierten Modellen wie ChatGPT kennt. «In so einem Fall fehlten uns die Daten, um die Diversität dieser Musik abzubilden», so Gröger.
Geselligkeit schlägt KI
Beim aktuellen Stand der Technik müssen sich menschliche Volksmusikerinnen und -musiker also noch keine Sorgen machen. Und auch sonst glaubt Projektleiter Yannick Wey nicht, dass die KI in der Volksmusik wirklich Fuss fassen wird.
«In erster Linie sind KI-generierte Stücke ein ausschliesslich digitales Produkt», so Wey. Das spiele in der Volksmusik eine untergeordnete Rolle. «Viel eher geht es um das gemeinsame Musizieren und die Geselligkeit.»
Ausserdem werde die Volksmusik vor allem regional gelebt, im Appenzell klingt sie anders als im Berner Oberland. Datensätze, die genügend gross sind, um diese vielen kleinen Teile abzubilden, gebe es aktuell nicht.