Zwillinge gelten als Segen und als Zeichen der Fruchtbarkeit. Aber der Schein trügt, denn Zwillingsschwangerschaften sind belastend und problematisch, wie der renommierte Zürcher Fruchtbarkeitsmediziner Bruno Imthurn sagt.
«Es gibt vermehrt Komplikationen bei der Schwangerschaft. Davon sind auch die Kinder betroffen, denn je früher ein Kind auf die Welt kommt, umso grösser ist das Risiko, dass es handicapiert ist. Und das wollen wir nicht.» Imthurn setzt sich deshalb für ein Ja zum Fortpflanzungsmedizingesetz ein, über das am 5. Juni abgestimmt wird.
Einpflanzung erst nach fünf Tagen
Das Gesetz gibt den Medizinern die Möglichkeit, die befruchtete Eizelle länger ausserhalb des Mutterleibs zu beobachten. Nach fünf Tagen können sie daher nur noch eine statt wie bisher zwei Eizellen in die Gebärmutter der Frau pflanzen.
In anderen Ländern werde das bereits so gemacht. So gebe es etwa in Schweden vier- bis fünfmal weniger Zwillinge nach Fruchtbarkeitsbehandlungen, sagt Imthurn: «Ich bin überzeugt, dass wir das in der Schweiz auch erreichen werden.»
Kein grundsätzlicher Widerstand
Die Gegner des neuen Fortpflanzungsmedizingesetzes sind nicht grundsätzlich dagegen, die Zahl der Zwillingsschwangerschaften zu senken, wie die Grüne Berner Nationalrätin Christine Häsler sagt: «Ich kann dieses Anliegen verstehen. Diese Gesellschaft soll aber auch für Menschen mit Behinderung Platz haben. Es ist wichtig, dass wir sie nicht plötzlich ausschliessen.»
Man laufe grosse Gefahr, genau das zu tun, wenn man die Eizellen immer genauer auswähle, bevor man sie in den Mutterleib pflanze.
Hauptgrund ist das Alter
Es gibt aber nicht nur wegen Fruchtbarkeitsbehandlungen immer mehr Zwillinge. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Frauen heute älter sind, wenn sie Kinder bekommen. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Zwillingsschwangerschaft.