Donnerte irgenwo in Graubünden eine Lawine ins Tal oder entgleiste ein Zug, Theo Gstöhl war vor Ort. Wollten sich die Schönen und Reichen in den mondänen Tourismushochburgen ein paar Tage entspannen, Theo Gstöhl bekam Wind davon.
Ich bin Charles und Diana nachgesprungen.
«Ich bin Charles und Diana nachgesprungen, ich bin Caroline von Monaco und Stefano Casiraghi nachgesprungen», erinnert sich Gstöhl. Eine Begegnung ist ihm dabei besonders in Erinnerung.
Die Begegnung mit Stallone
Es war in den 1990er-Jahren vor dem Luxushotel Palace in St. Moritz. Theo Gstöhl hatte einen Tipp bekommen, Hollywood-Schauspieler Sylvester Stallone sei dort abgestiegen.
Die Kamera mit Teleobjektiv bereit, wartete er vor dem Hotel. «Zuerst kam so ein 2-Meter-Engländer auf mich los, ich solle verschwinden», erzählt Gstöhl. Kurz darauf kam Stallone selbst aus dem Haus und wollte den Fotografen mit Nachdruck zum Rückzug bewegen.
«Ich habe ihm gesagt, ich wolle nur ein Bild von ihm, wie er in seine Limousine steigt», sagt Gstöhl. Der Schauspieler habe sich auf den Handel eingelassen und Theo Gstöhl hatte, wofür er gekommen war.
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Bild 1 von 7. Rocky-Darsteller Sylvester Stallone steigt vor dem Palace Hotel in St. Moritz in seine Limousine. Die Aufnahme gelang Theo Gstöhl erst nach einem kleinen Scharmützel mit Stallones Entourage. Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 2 von 7. Der schwere Unfall im Viamalatunnel vom 16. September 2006 forderte neun Todesopfer. Theo Gstöhl dokumentierte die Wracks mit seiner Kamera. Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 3 von 7. Alle Paparazzi glaubten Prinz Charles und Prinzessin Diana seien im Malbun am Ski fahren. Nur Theo Gstöhl bekam den Tipp, sie seien auf dem Vorab. Gstöhl hatte Glück und konnte dieses Bild (Zeitungsausriss) schiessen. Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 4 von 7. Theo Gstöhl (rechts) wartet mit anderen Paparazzi vor dem Spital Davos. Zuvor war die Skigruppe von Prinz Charles in eine Lawine geraten. Ein Begleiter wurde getötet. (1988). Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 5 von 7. Kommen Sie, Hasselhoff trainiert bei uns! Theo Gstöhl bekam einen Tipp aus Malans, David Hasselhoff sei im Gym. Gstöhl packte seine Kamera und fuhr los. Kurz darauf posierte der TV-Star vor Gstöhls Kameralinse. Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 6 von 7. Ende März 2000 schiesst ein Amokschütze in Chur on seiner Wohnung aus auf das Restaurant Rosenhügel. Der Täter wird von der Polizei erschossen. Einen Tag später fotografiert Theo Gstöhl vom Restaurant aus den Wohnblock des Schützen. Bildquelle: Theo Gstöhl.
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Bild 7 von 7. Dieser Schnappschuss gelang Theo Gstöhl im Jahr 1996 als das Känguruh «Fred» in Savognin aus dem Zirkus ausgebüxt war. Mehrer Tage musse sich Gstöhl gedulden, bis ihm das Bild gelang. Erst mehr als einen Monat nach seinem Ausbruch konnte das Tier wieder eingefangen werden. Bildquelle: Theo Gstöhl.
Kurze Zeit später als Gstöhl auf dem Weg war, um seine Bilder zu entwickeln, sah er Stallones Wagen beim Walensee mit offener Motorhaube am Strassenrand stehen. Daneben stand der Schauspieler und eine Blondine.
«Da wusste ich, wieso er nicht fotografiert werden wollte, er wollte die Frau offenbar nicht in den Medien haben.»
Die Abkehr von der Paparazzi-Schiene
Ob David Hasselhoff, Prinz Charles und Prinzessin Diana oder eben die Mitglieder des Fürstenhauses von Monaco – Gstöhl hatte sie alle vor der Linse. Die Aufträge dafür bekam er von verschiedenen Zeitungen.
Heute sagt Gstöhl: «Ich hatte keine grosse Freude, den Leuten auf den Wecker zu gehen». Doch es sei halt sein Job gewesen, ergänzt er.
Ich schwor mir, nie wieder mache ich Paparazzi!
Doch dann kam die Nacht auf den 31. August 1997, die alles veränderte. In Paris verunglücken Prinzessin Diana und ihr damaliger Freund tödlich. Ihr Auto wurde von Paparazzi verfolgt.
«Als ich das im Fernsehen sah, liefen mir Tränen die Wangen runter, ich schwor mir, nie wieder mache ich Paparazzi!», erinnert sich Gstöhl. Auch er habe nämlich solche Jagden mitgemacht, sagt er.
«Es war auf schneebedeckter Fahrbahn von Davos nach Klosters, vorne Charles und Diana, hinten zehn, zwanzig Autos mit Paparazzi.» Er habe sich vorgestellt, wäre da etwas passiert, wäre er mitschuldig gewesen.
Fotograf ist Theo Gstöhl bis zu seiner Pension geblieben, Prominente habe er aber seitdem in Ruhe gelassen.