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Fragen aus der SRF-Community «Wie sinnvoll sind Masken im Sommer, Frau Zöfel?»

Steigende Temperaturen, Open Airs und Pollenflug – viele fragen sich, ob Maskentragen noch immer sinnvoll ist.

Die Walliser Ärztegesellschaft sprach sich vergangene Woche für das Masken-Tragen aus. Dies führte in der SRF-Community zu einer regen Diskussion – liess aber auch einige Fragen offen. Wir haben diese mit SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel besprochen.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

SRF News: Immer wieder taucht innerhalb der SRF-Community die Frage auf, wie gut denn nun die Maske mich oder andere bei Erkältungen oder Grippeinfekten schützt.

Katrin Zöfel: Alle Viren, die wie das Coronavirus vor allem über Aerosole übertragen werden, werden durch Masken ausgebremst (z.B. Masern oder Windpocken). Gegen Viren, die auch oder vor allem über Schmierinfektion verbreitet werden, nutzen Masken weniger (z.B. Erkältungsviren wie Adeno- und Rhinoviren). Da nützt Händewaschen deutlich mehr. Influenzaviren werden auf beide Arten übertragen.

Und wie sieht es bezogen auf eine Corona-Infektion aus? Was sagen aktuelle wissenschaftliche Studien?

Der Anteil an Coronainfektionen, die durch Aerosole verursacht werden, ist nach aktueller Studienlage, verglichen etwa mit Influenza, hoch. Grundsätzlich ist es zwar sehr schwer, infektiöse Viren direkt auf Aerosol-Partikeln nachzuweisen, aber es gibt klare, indirekte Hinweise: Zum Beispiel sind Superspreading-Events in engen Räumen typisch für Aerosol-Übertragungen, wie zum Beispiel der Ausbruch im Kanton Schwyz nach einem Jodel-Musical im Oktober 2020. Studien zeigen deutlich, dass Masken das Übertragungsrisiko senken.

Studien zeigen deutlich, dass Masken das Übertragungsrisiko senken.
Autor: Katrin Zöfel SRF-Wissenschaftsredaktorin

Kann man auch Aussagen treffen, wie wichtig die Maskenpflicht im ganzen Massnahme-Katalog war?

Es ist extrem schwer, das zu beziffern, weil viele Faktoren zusammenspielen: Wie ansteckend ist eine Variante (z.B. Delta versus erste Variante ), wie stark werden andere Massnahmen ergriffen und eingehalten? Klar ist aber: Masken sind wirksam, gerade wenn andere Massnahmen zurückgefahren werden und wieder vermehrt Kontakte möglich werden.

Und was ist an der Behauptung dran: «Langes Tragen einer Maske schwächt das Immunsystem, da es nicht trainiert wird»?

Was stimmt ist: Infekte treten zurzeit geballt und damit sichtbarer auf. Und auch Mediziner gehen davon aus, dass kommende Grippewellen stärker sein könnten. Wegen relativ weniger Infektionen in den letzten beiden Grippesaisons hat die Immunität insgesamt vermutlich nachgelassen. Die Annahme, dass Masken das Immunsystem schwächen, ist aber trotzdem ein Trugschluss: Der Begriff «Training» klingt, als würden Infektionen das Immunsystem stärken, ohne negative Konsequenzen. Das ist falsch, denn dieser Gewinn an Immunität hat immer seinen Preis.

Es wird wärmer, die Infektionszahlen gehen runter. Braucht es die Maske bei gutem Wetter?

Der saisonale Effekt hat inzwischen für Corona klar gezeigt: Ansteckungen nehmen mit steigenden Temperaturen in der Regel ab. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass es in der wärmeren Jahreszeit weniger Begegnungen mit hoher Ansteckungswahrscheinlichkeit gibt – wie etwa in engen, geschlossenen Räumen. Doch auch im Sommer machen Masken in manchen Situationen Sinn. Etwa wenn schlecht gelüftet wird, viele Menschen sich nahe sind und Vulnerable schlecht ausweichen können.

Auch im Sommer machen Masken in manchen Situationen Sinn.
Autor: Katrin Zöfel SRF-Wissenschaftsredaktorin

Also wäre es allenfalls bei Open Airs oder grossen Konzerten immer noch sinnvoll, eine Maske zu tragen?

Bei Open Airs ist der Luftaustausch grundsätzlich gut, ausser, Konzerte finden zum Beispiel in Zelten statt. Aber in den Toiletten ist die Lüftung nicht so gegeben und es kann zu Ansteckungen kommen. Man kann sich die Ausbreitung von Viren über Aerosole wie Zigarettenrauch vorstellen: Der sammelt sich in einer engen Kneipe schneller an, und fast jeder atmet am Ende etwas davon ein.

Bei den steigenden Temperaturen tragen einige SRF-User eine Maske, um sich vor Pollen zu schützen. Aber schützt eine Maske bei akutem Pollenflug wirklich?

Die Maske sorgt dafür, dass man weniger Pollen einatmet, ähnlich wie sie davor schützt, Viren oder Feinstaub einzuatmen. Eine OP-Maske kann Partikel grösser als 3 Mikrometer aus der Atemluft filtern. Pollen sind 10 Mikrometer im Durchmesser oder grösser. FFP2-Masken sitzen enger und filtern alles grösser als 0.3 Mikrometer. Sie schützen noch besser, aber schon mit OP-Masken zeigten sich deutliche Effekte. Sind es sehr viele Pollen, ist aber irgendwann ein Limit erreicht, und auch mit Maske kann man nicht verhindern, dass man welche abbekommt.

  Das Gespräch führte Verena Edinger.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 05.05.2022, 06:32 Uhr ; 

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